Aktuelles

Weidenbacher Tor mit Rotem Schloss (ehem. Falkenhaus) und Reithaus.
  Tagung in Ansbach: Frisoni, Retti, Carlone in Württemberg, Baden, Franken und Böhmen geschrieben von Redaktion am 10.07.2021
Die Präsentation des Tagungsbandes findet statt am Mittwoch, 29. Juni 2022 um 12.30 Uhr in der Reitbahn vor der Residenz Ansbach (bei schlechtem
Wetter im Gardesaal).

Der Förderverein Retti e.V. veranstaltet in Kooperation mit der Stadt Ansbach zum Thema Lombardische Künstlerfamilien im Europa des 18. Jahrhunderts eine wissenschaftliche Tagung am 24. und 25. September 2021 in Ansbach. Die Leitung des Symposiums liegt bei Dr. Christian Schoen aus Ansbach. Eine Veranstaltung im Rahmen des Programms zum Stadtjubiläum 800 Jahre Ansbach.

Beginn ist am Freitag, 24.9. um 19 Uhr im Tagungszentrum Onoldia gegenüber der Orangerie. Nach der Begrüßung durch den Vereinsvorsitzenden Dr. Christian Schoen und dem Grußwort des Ansbacher Oberbürgermeisters Thomas Deffner hält Martin Poszgai den Festvortrag zum Thema "Donato Giuseppe Frisoni und Leopoldo Retti. Zum Lehrer-Schüler-Verhältnis bei den Intelvi-Künstlern." Anschließend lädt die Stadt Ansbach zu einem Empfang ein.

Am Samstag, 25.9. wird um 9 Uhr die Residenz Ansbach besichtigt. Schließlich war das Schloss die Hauptaufgabe von Leopoldo Rettÿ in Ansbach. Anschließend geht es am Vormittag mit zwei Vorträgen im Tagungszentrum Onoldia von Prof. Dr. Ulrike Seeger (Austauschplattform Prag und seine Bedeutung für Schloss Ludwigsburg und Leopoldo Retti) und Dr. Martin Krummholz (Giacomo Antonio Corbellini - ein Comasker in Mitteleuropa) weiter. Anschließend steht eine geführte Besichtigung durch die Baustelle Retti-Palais (Rettÿ-Haus) auf dem Programm.

Am Nachmittag geben um 14 Uhr im Onoldia-Saal Dr. Christian Schoen und Renate Müller-Reuther biografische Anmerkungen zu Paolo und Leopoldo Retti bevor Cordula Steidle M. A. (Nach der neuesten Facon zu machen..." Zum Karlsruher Schlossprojekt des Architekten Leopoldo Retti.), Dr. Jana Zapletalová (Neu aufgedeckte Wandmalerei von Carlo Innocenzo Carloni im Palais Clam-Gallas in Prag. Eine Materialsutdie.) und Dr. Jutta Ronke (Retti, Ferretti und Bilfinger. Zum Bildprogramm des Neuen Schlosses in Stuttgart) die Tagung beschließen.




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  Klassischer Aufsatz über Triesdorf von Julius Meyer aus dem Jahr 1891 geschrieben von Redaktion am 29.06.2021
Triesdorf - Ein hochfürstliches Lustschloss

Von Dr. Julius Meyer

Unter den vielen Ausflügen, welche das gesegnete Frankenland bietet, ist einer der lohnendsten der nach Triesdorf. Obwohl eine Station der Bahn Gunzenhausen=Ansbach nach dem Orte benannt ist, kann das Ziel der Wanderung doch erst nach einem halbstündigen, zum Theil durch eine prachtvolle Platanen=Allee führenden Spaziergang erreicht werden. Bietet schon der Weg von der Bahnstation zum Mittelpunkte des Parkes eine reizende Fernsicht auf die schönen Linien des fränkischen Jura, so wird das Auge im Park selbst durch ausgedehnte, an mannigfachen Abwechslungen auch jetzt noch reiche Anlagen erfreut.

Aber freilich – der gegenwärtige Zustand ist nicht entfernt zu vergleichen mit dem früherer Jahrhunderte. Ehedem herrschte ein bundes Hofleben in dem Parksitze der Markgrafen von Brandenburg=Ansbach, da diente es gar hohen Herren zum Aufenthalte, da wurde hier jeglicher Sport getrieben, unter anderem Komödie gespielt, - aber auch Geschiche gemacht.

Grundeigentümer sind die Herren von Seckendorff und das Kloster Heilsbronn

Das älteste Gebäude im Parke, welches etwas seitwärts von der Allee steht, stammt aus dem Jahre 1454 und gehörte den Herren v. Seckendorf. Als Herrensitz ist es heute noch kenntlich duch die neben dem Thore befindlichen, für den Aufzug der Fallbrücke dienenden Rollen. Von Burkhard v. Seckendorf wurde das ehedem mit einer nach den benachbarten Ornbau zuständigen Filialkirch versehene Dörflein Triesdorf, zu welchem 16 Höfe gehörten, im Jahre 1469 dem bekannten Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg=Onolzbach zu Lehen aufgetragen. Neben den Seckendorfs besaß das reiche Cistercienserkloster Heilsbronn Güter und Rechte in Triesdorf, welches füher Triebsdorf hieß und schon 1190 unter dem Namen Tyrolfesbach vorkommt.

Kloster und Schloßherren waren indes oft wegen ihrer beiderseitigen Rechte in Streit. Es kam zur Selbsthilfe und zum Prozeß, der beim Hofgericht zu Onolzbach geführt ward. Da mit dem Tode des letztes Abtes von Heilsbronn im Jahr 1578 das ganze reiche Klostergebiet – es waren 324 Ortschaften, in welchen Heilsbronn Güter hatte und Rechte hatte – als ein herrenloses Gut den Markgrafen von Onolzbach, als den bisherigen Schirmherren des Klosters zufiel, so gelangten auch die klösterlichen Besitzungen in Triesdorf in das Eigentum der Markgrafen. Die Erwerbungen dieser nur wenigen Stunden von ihrer Residenz zu Onolzbach gelegenen Besitzung ließ bei den Markgrafen den Plan zur Reife gedeihen, daraus ein „Vorwerk und Lustgebäu“ zu gestalten, wo alle Zweige des fürstlichen Sportes kultiviert werden konnten. Deshalb erwarb im Jahre 1600 Markgraf Georg Friedrich von den Gebrüdern Wolf Balthasar und Hans Joachim v. Seckendorf deren Triesdorfsche Güter samt Schloß käuflich um 31 000 Gulden und 100 Dukaten Leihkauf.

Markgraf Joachim Ernst baut ein Reiherhaus und einen Fasanengarten

Georg Friedrichs Nachfolger, Joachim Ernst, mit dem die jüngere markgräfliche Linie begann, ließ 1615 in der neuen Besitzung ein Reiherhaus erbauen und einen Fasanengarten anlegen. Im ersten Jahrhundert ihres Besitzes war es Gepflogenheit, daß die Markgrafen das Gut Triesdorf als Wittum für ihre Gemahlinnen bestimmten.

Während des 30jährigen Krieges, der auch in Triesdorfs Nähe der Opfer genug forderte – in dem benachbarten Städtchen Merkendorf waren beim Westfälischen Friedensschluß nur noch acht Haushaltungen anzutreffen – blieb die Kultur des Gutes liegen. Nach Beendigung des Krieges ließ Markgraf Albrecht im Jahre 1654 den Tiergarten anlegen, ihn umzäunen, weiße Hirsche aus Bayern dahin bringen und ein Wildhaus erbauen. Sein schöngeistiger Sohn Johann Friedrich, der Vater der Königin Wilhelmine Caroline von England (gest. 1737), legte 1674 den Lustgarten an und begann 1682 das neue Schloß zu erbauen. Erst unter dessen Sohn und Nachfolger Markgrafen Georg Friedrich (gest. 1703) wurde indessen der Bau vollendet. Dieser ließ den Hof mit Fontainen zieren und venetianische Gondeln in den Kirchweiher einsetzen. Er legte auch die roten Kavaliershäuschen nach holländischen Muster, ein Komödienhaus und die große Lindenallee gegen das Wannenthor an; auch vergrößerte er die Einrichtungen für Fasanerie und Falknerei. Sogar einen zoologischen Garten richtete dieser Markgraf im Park ein. Nach einem noch vorhandenen alten Verzeichnisse waren an wilden und seltenen Tieren vorhanden: ein Löwenpaar, ein Tiger, verschiedene Bären, ein Büffelochse und eine Büffelkuh, ein Luchs, Straußvögel, indianische Raben u. a. Unter seinem Nachfolger, Wilhelm Friedrich (gest. 1724), wurde das Schloß erweitert, ein Irrgarten angelegt und ein Marstall erbaut. Dieser Markgraf kam auf den sonderlichen Einfall, junge Bären in seines Sohnes, des Erbprinzen, Zimmer aufziehen zu lassen, um ihn von Jugend auf an Herzhaftigkeit zu gewöhnen. Dies währte so lange, bis einger von den jungen Bären einen Diener durch die Hand biß und man daher Gelegenheit nahm, dem Markgrafen die Gefahr „so dem Erbprinzen daraus zuwachsen könnte“, vorzustellen.

Kaiser Joseph I. besucht Triesdorf und schießt einen Hirsch

Im Jahr 1704 kam Kaiser Joseph I. auf seiner Durchreise zur Belagerung von Landau nach Triesdorf und besah sich die dortigen Anlagen. Auf der Rückkehr zog der Kaiser an dem Park vorüber und schoß duch den Zaun einen Damhirsch. Im nächsten Jahr, 1705 kam Georg August, Kurprinz von Hannover, nachher als Georg II. König von England, nach Triesdorf, wobei er die schöne Nichte des Markgrafen, Prinzessin Wilhelmine Caroline (geboren 1683, gest. 1737), kennen lernte, die noch in demselben Jahre seine Gemahlin wurde. Die gelehrte Ansbacher Prinzessin ward nachmals die gefeierste unter den englischen Königinnen des vorigen Jahrhunderts.

Wegen der vielen fürstlichen Besuche, die nach Triesdorf kamen, wurde daselbst eine nicht unbedeutende Garnison und zahlreiche Hofdienerschaft gehalten. Die Witwe Wilhelm Friedrichs und Vormünderin ihres Sohnes Carl, Christine Charlotte (gest. 1729), eine treffliche Regentin, ließ statt des hölzernen Zaunes um den Park eine Mauer in der Ausdehnung von 2 ¼ Poststunden aufführen.

Ihr Sohn Markgraf Carl (1729-1757), bekannt unter dem Namen der „böse“ oder der „wilde“ Markgraf, erbaute das Falkenhaus als komfortable Sommerresidenz, ferner die Husarenkaserne nebst einem Reithaus. Er erweiterte auch das Schloß, vergrößerte den Fasanen= und Hirschgarten und ließ die beiden Lusthäuser „Karls= und Luisenpassage“ anlegen. Er war mit Friederike Luise, der Schwester Friedrichs des Großen, vermählt. Allein wie die Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth von den Ansbacher Verwandten in ihren Memoiren schrieb: „Ils se haïssent comme le feu“ (Sie hassen sich wie das Feuer); sie lebten wie Hund und Katze miteinander. König Friedrich Wilhelm I. fällte in einem Briefe an die genannte Wilhelmine, seine Tochter, folgendes bezeichnendes Urteil über den Markgrafen: „Mein Schwiegersohn in Ansbach ist ein Narr, den man in ein Irrenhaus sperren sollte“ und Friedrich der Große schrieb in einm Briefe an seine Lieblingsschwester Wilhelmine nach Bayreuth: „Dieser Markgraf bildet sich ein, ein Ludwig XIV. zu sein. Die Leute sind Narren.“

Am 29. Juli 1730 gelegentlich des Besuches, den König Friedrich Wilhelm I mit dem Kronprinzen Fritz am Hof seines Schwiegersohnes in Ansbach abstattete, war der preußische König mit dem Kronprinzen auch in Triesdorf.

Oberstlieutenant von Meyer zwingt mit einem Streifcorps den Markgrafen zur Flucht

In den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts war Triesdorf der Mittelpunkt diplomatischer Intriguen. Anno 1741 kam ein bayerischer und ein französischer Gesandter ans markgräfliche Hoflager nach Triesdorf. Es galt, die Ansprüche Bayerns auf die österreichischen Erblande zu unterstützen. Auch von kaiserlicher und englischer Seite erschienen da Gesandte, so ein Grafen von Hohenlohe=Kirchberg und Villers. Von dem Kaiser Karl VII. (dem Wittelsbacher) war Graf Fr. Heinrich v. Seckendorf geschickt, Kaiser Franz I. sandte den Grafen Collorede und den Freiherrn v. Wiedemann. Wie Behse berichtet, schrieb Colloredo von Triesdorf aus im Jahre 1746: „Mit dem Markgrafen ist nichts von Geschäften gesprochen worden, maßen sich derselbige täglich seiner Gewohnheit nach vom frühen Morgen bis späten Abend auf der Jagd aufhält.“ Dem Baron Wiedemann gelang es, beim Beginn des 7jährigen Krieges, den Markgrafen, der vorher Neutralität zugesagt hatte, zur offenen Parteinahme gegen Preußen umzustimmen. Offenbar wollte Friedrich der Große das fränkische Fürstentum, das Stammland des brandenburgischen Hauses, schonen; er ließ im Sommer 1757 unter Oberstlieutenant von Meyer nur ein Streifcorps im Ansbachischen einfallen. Das genügte, um den markgräflichen Hof zur Flucht zu veranlassen. Kurz darauf starb der wegen der Politik mit seinem Sohne, den Erprinzen Alexander und den alten treuen Räten zerfallene Markgraf.

Welch rohe Späße damals am markgräflichen Hoflager in Triesdorf im Schwange waren, davon gibt ein Beispiel die im 42. Jahresberichte des historischen Vereins von Mittelfranken veröffentlichte Beschreibung über die Ceremonien, welche vom 10. bis 12. Juli 1749 bei einer in dem Triesdorfer Schlosse abgehaltenen Hochzeitsfeierlichkeit beobachtet wurden. Der Markgraf richtete die Hochzeit seines Günstlings, des Baron Wolff Ehrenfried v. Reitzenstein, mit der ersten markgräflichen Kammerdame Charlotte Böcklin v. Böcklinsau selbst aus. In der Hochzeitsnacht kamen, wie es in dem Berichte heißt, „Serenissimus mit verschiedenen Herren Cavallieren nochmahlen vor das Fenster und und ließen mit Trommeln und Paucken Tusch machen“. Am andern erschien bei der Braut eine Anzahl Kavaliere mit Trauerfloren unter dem Voraustritt von vier Musikanten, die auf Violinen traurige Weisen zu spielen hatten, und einen Heiducken, der mit lichtheller Laterne auf dem Fußboden suchend herumleuchtete. Währenddem präsentierte einer der Kavaliere mit einer kurzen Anrede der Braunt auf silberner Platte einen Strohkranz. Diese aber wies, wie es in dem Berichte weiter heißt, den Kranz, mit einer sehr manierlichen Art von sich.

Magd des Marketenders von Triesdorf wird gehängt

Markgraf Karl weilte in der zweiten Hälfte seiner Regierung mit besonderer Vorliebe in Triesdorf. Dorf ließ er eine eigene Hofpost einrichten und hatte ein Husarencorps und riesenhafte Grenadiere um sich gescharrt. Aber es muß nicht gut gewesen sein, dem zornwütigen Markgrafen zu dienen. Es kamen zahlreiche Desertionen vor, trotzdem die Leute wußten, daß sie im Falle des Ergriffenwerdens mit dem Tode bestraft wurden. In den Jahren 1733-1745 wurden neun markgräfliche Soldaten in Triesdorf vom Leben zum Tode gebracht. Im Jahre 1738 wurde ein preußisches Soldatenweib an einem Lindenbaume unweit des Falkenhauses aufgehängt, weil es einen Gefreiten der Leibcompanie zur Desertion verleitet hatte. Ein Soldat, der im September 1747 mit der Magd des Marketenders von Triesdorf desertierte, aber von dem Wildmeister erwischt ward, wurde samt der Frauensperson auf dem Schinderharren nach dem Hochgericht gebracht und dort ohne Urteil – und Recht – aufgehängt. – Von seinen Jagdschlosse Triesdorf, wo ein reichter Wildpark gepflegt ward, durchstreifte der Markgraf in lärmenden Zügen die benachbarten Wälder. Unter der großen Menge markgräflicher Hofbedienter gab es ganze Jagdkollegien für die besonderen Jagdarten, so z. B. für die Falkenjagd, welche der Markgraf besonders liebte. Die vielen zur Jagd nötigen Hunden wurden teilweise in Pflege gegeben. Als ein Fallmeister bei Gunzenhausen denunciert war, daß er die zur Pflege erhaltenen Hunde vernachlässige, ritt der Markgraf dem Denuncierten vor Haus, rief ihn an die Hausthür und schoß ihn dann auf der Hausschwelle nieder.

Der Fall, wie der Markgraf einmal in seiner Zornwut dem ihn begleitenden Oberstlieutenant v. Reitzenstein die Pistolen abforderte, um einen Schäfer niederzuschießen, der ihm und seinen scheuenden Pferden nicht schnell genug den Weg durch die Schafherde offen gelassen hatte, ist in Nr. 22 des Bayerlands erzählt. Hätte sich nur immer in der Umgebung des Markgrafen ein Mann gefunden, er, wie der genannte v. Reitzenstein den Mut gehabt, mit Ernst und kalter Besonnenheit bei den unüberlegten Handlungen des Fürsten dazwischen zu treten, so würde manche Unthat des Fürsten verhindert oder gemildert worden sein. „Als man (im August 1757) sein Leiche von der Triesdorfer Straße her“ – schreibt Ritter von Lang – „den neuen Weg (nach Ansbach) herabgekommen sah, stürmte ihr eine wilde Menge Volks entgegen, nicht zur Begleitung, nicht den Sturz menschlicher Größe schweigsam betrachtend, sondern mit neugierigem schadenfrohen Toben und Brausen, gleichsam als würde der ärgste Räuber und Friedensbrecher, der die Stadt schon lange erschreckt, endlich einmal in Ketten und Banden hereingeliefert.“ Er war der Abscheu vor so machen schrecklichen und blutigen Exekutionen , die dem sonst großmütigen und freigiebigen Fürsten, den man im allgemeinen in Ansbach schon viel zu verdanken hat, die Herzen des Volkes entfremdet hatten.

Markgraf Alexander fördert die Zucht der Ansbach-Triesdorfer Rinderrasse

Unter seinem Sohne, Alexander, dem letzten Markgrafen, ward das Leben in Triesdorf wieder verfeinert. Dieser Markgraf legt sein Hauptaugenmerk darauf, die dort von seinen Vorfahren nach Schweizer Art angelegte Meierei mit Stuterei und Fohlenzucht zur höchsten Vervollkommnung zu bringen. Schon sein Vater hatte die Rinderzucht dadurch gehoben, daß er eine Zucht von 15 außerordentlich großen und schönen Kühen aus Ostfriesland nach Triesdorf hatte kommen lassen. Markgraf Alexander verpflanzte dann noch Schweizer Vieh nach Triesdorf. Durch fortgesetzte rationelle Züchtung wurd allmählich ein Schlag von starkem, dauerhaftem, den Bedürfnisse des Landmannes angemessenem Vieh herangezogen, das heute noch als „Ansbach-Triesdorfer Rasse“ bekannt und sowohl wegen seiner Dauerhaftigkeit als seiner Milchnutzung geschätzt ist. Nach dem Rezept der Lady Craven, geb. Gräfin Berkeley, welche vom Jahr 1785 an beständig bei Markgraf Alexander zu Gast war, wurde in der Triesdorfer Schweizerei Stilton= oder Berkeleyer Zentnerkäse bereitet. Um die inländische Pferderasse zu veredeln, legte der Markgraf wie in Colmberg und Röshof, so auch in Triesdorf einen Fohlenhof an. Die Ansbachschen Roßmärkte wurden imm frequenter; bald kam aus allen Teilen von Deutschland Käufer in die Gegend, um so schöne Zuchtpferde einzuhandeln, wie sie sonst nich leich zu haben waren. Man zählte damals im Fürstentum Ansbach ungefähr 13 000 Pferde.

Lady Craven legte in dem Triesdorfer Park einen englischen Garten an und setzte diesen mit einem See in Verbindung. Mit der Markgräfin Friederike Caroline, einer sachsen=coburgischen Prinzessin, einer kränklichen Dame, die ihren geistvollen Gemahl in keiner Weise zu fesseln vermochte, spielte die Lady deren Lieblingsspiel Grabouge, eine Art Patience. Den Markgrafen begleitete sie auf seinen Hirschjagden. Einmal – im Jahre 1787 – galoppierte sie mit dem Markgrafen einem Ballon nach, den der Luftschiffer Blanchard hatte steigen lassen. „Nie in meinem Leben, weder vorher noch nachher, habe ich einen so gefährlichen Ritt gemacht“, bemerkt die Lady in ihren interessanten Memoiren.

Marquis Bièvre aus Paris wird in Ornbau begraben

Aber nicht bloß Sport war an Alexanders Hof getrieben; auch schöngeistige Bestrebungen wurden dort kultiviert. So las der Markgraf während seines Triesdorfer Aufenthaltes mit seinem Konsistorialrat Rose Virgils Werke. Auch der Musik ward gehuldigt. Markgraf Alexander spielte mit nicht gewöhnlicher Fertigkeit Violoncell, das er von dem großen Meister Johannes Jäger gelernt hatte. Besonderer Pflege erfreute sich das französische Theater. Lady Craven erweiterte das dort befindliche Komödienhaus, schrieb selbst Stücke für diese Lieberhaberbühne, die unter dem Titel „Noveau Théâtre de Societé D’Anspac et de Triesdorf“ herauskamen, und veranstaltete mit ihrer aus Herren und Damen vom markgräflichen Hof, darunter Graf und Gräfin Platen, bestehenden Gesellschaft Vorstellungen, die selbst die Anerkennung des als Gast anwesenden Calembouristen Marquis Bièvre aus Paris fanden. Bièvre starb während seiner Anwesenheit zu Triesdorf 1789 an den Blattern und wurde auf dem benachbarten Friedhof zu Ornbau beigesetzt. In ihren erwähnten Memoiren teilt Lady Craven eines der geistrichen Wortspiele mit, welches der berühmte Calembourist während des Diners zum besten gab. Als das Gespräch auf den französichen Hof kam und hierbei die Frage aufgeworfen wurde: „Was wird Ludwig XVI. thun, wenn in Frankreich eine Revolution ausbricht?“ bemerkte Herr von Bièvre in seiner geistvollen Weise: „Ach, zu diesem Rätsel wird er den Schlüssel nicht finden“. Man hatte nämlich gesagt, daß das einzige Talent dieses Königs dain bestände, daß er ein guter Schlosser sei.

Auch Graf Görz, ein alter Minister Friedrichs des Großen, der von dessen Nachfolger Friedrich Wilhelm II. zum Gesandten am fränkischen Kreise ernannt war, kam nach Triesdorf und war dort der gern gesehene Gast des markgräflichen Hofes.

Am 16. Januar 1791 trat der kinderlose Markgraf Alexander seine beiden Fürstentümer Ansbach und Bayreuth an das Haupt des kurbrandenburgschen Hauses, König Friedrich Wilhelm II., ab. Als Motiv dieser Thronentsagung gibt Lady Craven, die noch im nämlichne Jahre die Gemahlin des Markgrafen wurde, in ihren Memoiren an: „Mit seinem britischen Herzen, seiner französischen Kultur und einer italienischen Liebe für schöne Künste fühlte er sich in Deutschland wie außer seiner Heimat und entsagte lieber der Souverainität, als er, von ihrem Schein umgeben, sich im Spiel um kleinlich Interessen, im fruchtlosen Versuch, das Ungedeutende bedeutend zu machen, im langweiligen deutschen Geschäftsgange hätte zwecklos abmühen sollen. Seine Entsagung entsprang übrigens aus einem wahrhaft fürstlichen Gedanken: er wollte dadurch sein kleines Land mit einem großen Staate vereinen, dessen höhere Interessen die Bedeutung seiner Unerthanen selbst erhöhte.“

Seine Unterthanen gaben indes der Craven die Schuld, daß sie es gewesen, welche den Markgrafen bewogen habe, dem Throne zu entsagen un dmit ihr nach Englang zu ziehen. Ganz heimlich verließ im Juni 1791 Markgraf Alexander mit der Lady Triesdorf. Erst von Bordeaux aus gab der von seinen Unterthanen überaus geliebte Markgraf diesen in einem Patente die Abdikation kund.

Durch diese Veränderung verlor allerdings Triesdof, welches der Lieblingsaufenthalt des Fürsten war, bedeutend an Glanz. Gärten und Anlagen wurden nach und nach für ökonomische und langwirtschaftliche Zwecke eingerichtet. Doch war auch, so lange der preußische Besitz dauerte (1791 bis 1806), Triesdorf öfters und längere Zeit von fürstlichen Personen beuscht! Markgraf Karl Friedrich von Baden hatte sich auf Einladung des Königs von Preußen im Jahre 1796 mit seiner Gemahlin der Gräfin Hochberg in das stille Triesdorf geflüchtet, um hier, auf neutralem Gebiet, Ruhe und Schutz vor den Franzosen zu suchen. Hier schenkte die badische Markgräfin am 8. Dezember 1796 einem Sohne, dem erst am 6. März 1882 verstorbenen Markgrafen Maximilian, das Leben.

Danach residierte sieben Jahre lang, von 1798 bis 1805, die schöne Schwester der Königin Luise, Friederike, die früher mit dem preußischen Prinzen Louis vermählt war, im Jahre 1798 aber einen Prinzen von Solms=Brauneck geheiratet hatte, in Triesdorf, welcher Ort ihrem Gatten, einem preußischen Husarenmajor, als Garnison angewiesen war. Während dieser Zeit wurde Prinzessin Friederike von ihrer Schwester, der Königin Luise, mehrmals besucht.

Während der sieben Monate (vom 24. Februar bis September 1806) dauernden Anwesenheit des französischen Hauptquartiers in Ansbach fand am 7. September eine große Inspektion der Truppen zwischen Triesdorf und Ornbau statt, welcheer der Generalissimus, Reichsmarschall Bernadotte mit seiner großen Suite von Generalen und Offizieren anwohnte.

Das Jahr 1806 vereinigte Triesdorf mit Bayern. Lang blieb indes der idyllische Ort der Wohnsitz von Familien aus der markgräflichen und preußischen Zeit. Insbesondere war es ein französischer Oberst Namens Gaston, der ehemalige Kommandant der Festung Longwy, welchem von Preußen für einen wichtigen bei der Kapitulation der Festung im Jahre 1792 geleisteten Dienst das lebenslängliche Wohnungsrecht in einem der zum Park gehörigen Häuser eingeräumt ward, und der lange Zeit dort wohnen blieb.

Gründung der Ackerbauschule

Die bayerische Regierung verwendete die in Triesdorf vorhandenen Gebäulichkeiten und Stallungen bis zum Jahr 1839 als Garnison von zwei Eskadrons Chevauxleger. Da durch die Verlegung dieses Truppenteils nach Ansbach frei gewordenen Gebäulichkeiten wurden sodann zu einer Kreis=Ackerbauschule adaptiert, die seit 1847 dort besteht und ihrer Aufgabe: außer einer entsprechenden allgemeinen Bildung zugleich eine Vorbereitung sowohl für den Eintritt in das landwirtschaftliche Gewerbe, als auch für den Besuch einer höheren landwirtschaftlichen Lehranstalt zu gewähren, in vorzüglichem Maße gerecht wird. In dieser landwirtschaftlichen Musterschule werden namentlich Bauernsöhne zu bestmöglicher Führung der von ihnen dereinst zu übernehmenden Güter, dann Oberknechte und Ökonomieführer oder Geschirr= und Baumeister herangebildet. Mit der Anstalt sind verbunden die Kreis=Viehzüchtigungsanstalt zur Hebung und Beförderung mittelfränkischer Viehzucht, eine agrikulturchemische Versuchsstation, dann Lehrkurse für Schäferei und Obstbaumzucht. Das an den Kreis Mittelfranken verpachtete Staatsgut Triesdorf wird von Fremden gern besucht. Wer einmal dort war, bewahrt dem lieblichen, auch an historischen Erinnerungen bemerkenswerthen Ort ein freundlichen Andenken.

Aus: (Das Bayerland Nr. 2, 1891), S. 63-67. Der Beitrag enthält 2 Abbildungen vom Weißen Schloss und der Luisenpassage. Im Text selbst wird auf die Nr. 22 des Bayerlands verwiesen. [Zwischenüberschriften Redaktion] Kopie aus dem Archiv Hilmar Ratz, bereitgestellt von Gerhard Schulz-Rothemund (beide Weidenbach/Mittelfranken).
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  Aktuell in Vorbereitung geschrieben von Redaktion am 25.04.2021
Zum Stadtjubiläum 2021 800 Jahre Stadt Ansbach: Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach von Karl Heinrich Ritter von Lang, Ansbach 1848. Neuausgabe mit Einführung, Kommentar und Nachwort. Mit Beiträgen von Dr. Wolfgang F. Reddig (Ansbach) und Prof. Dr. Geog Seiderer (Erlangen).

Sonderdruck: Markgraf Alexander von Ansbach-Bayreuth zu Triesdorf. Beiträge von Prof. Dr. Susan Richter (Kiel), Prof. Dr. Georg Seiderer (Erlangen) und Dr. Arno Störkel (Würzburg)

Triesdorfer Heft: Markgräfin Friederike Louise von Ansbach und der Hofgarten zu Unterschwaningen. Beitrag von Carolina Schitz (Bechhofen an der Heide).

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  Mademoiselle Clairon in Ansbach und Triesdorf geschrieben von Redaktion am 25.04.2021
Die Bayerische Schlösserverwaltung hat sich in einem aktuellen Beitrag der Mademoiselle Clairon in Ansbach und Triesdorf gewidmet Sehr schöner Beitrag auf dem Blog der Bayerischen Schlösserverwaltung

Dazu zusätzlich unsere Empfehlung für einen schönen Spaziergang am Sonntagnachmittag:

Landpartie nach Triesdorf. Auf den Spuren des Markgrafen Alexander von Brandenburg-Ansbach und Bayreuth. In Triedorf wohnten nicht nur der Markgraf Alexander und seine Ehefrau Friederike Caroline von Sachsen-Coburg-Saalfeld sowie der Hofstaat. In Triesdorf wohnten auch seine beiden Mätressen Mademoiselle Clairon und die Lady Craven (die Madame de Kurz baute sich ein Haus, zog aber nicht ein).

Start und Ende am Roten Schloss, entlang der Roten Mauer zum Barockgarten, über Kreuzweiher, Menageriehaus, Weißes Schloss, Theateracker, Hofgärtnerhaus, Meiereischeune, Seckendorffer Schloss, Villa Sandrina, Stallmeister-Dietzel-Haus und Marstall zur Obriststallmeiserei am Weidenbacher Tor (beim Roten Schloss).

Mit seinem Theaterstück Alexander, der letzte Markgraf hat der Schriftsteller Gerd Scherm aus Binzwangen dieser Triesdorfer Idylle ein literarisches Denkmal gesetzt. Uraufführung Ansbach 2010.

Alexander, der letzte Markgraf
Das Theaterstück

Der gesamte Theatertext mit zusätzlichen Texten über und farbigen Portraits von Alexander, Peter Prosch, Mme. Clairon und Lady Craven. Book on Demand.

Norderstedt ISBN 978-3-8391-2827-5;
128 Seiten; 10,- €

Erhältlich im ortlichen Buchhandel.

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  Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, Band 82, Heft 2 (2019) geschrieben von Redaktion am 02.02.2021
Landesgeschichtlicher Beitrag über den ansbachischen Bibliothekar und Archivar Johann Sigmund Strebel von Prof. Dr. Andreas Rutz, Lehrstuhlinhaber für Sächsische Landesgeschichte an der Technischen Universität Dresden, Besprechung von Werner Falk

ANDREAS RUTZ: „Von der nothwendigkeit und dem nutzen der erkenntnuß eines landes überhaupt“. Johann Sigmund Strebel und die Prinzenerziehung in Brandenburg-Ansbach um die Mitte des 18. Jh.s, in: Zeitschrift für bay. Landesgeschichte 2019, Band Nr. 82 [Heft Nr. 2], Seiten 475-496.

Herausgeber: Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie für Wissenschaften, erschienen beim Verlag von C. H. Beck in München
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