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Die markgräfliche Brauerei zu Weidenbach

Am 22. Dezember 1756 – also vor 200 Jahren – kauft die Markgräfin Friederike Louise von Brandenburg-Ansbach in Weidenbach die Brauerei des „Cammer-Herrn und Obrist-Falkenmeisters, auch Ober-Amtmanns zu Gunzenhausen“ Ernst Wilhelm Anton von Heydenab. Neben dem „Prauhaus“ stehen noch ein Wohnhaus, ein Backhaus, diverse Nebengebäude sowie ein Baumgarten, ein Gras- und ein Hopfengarten auf dem Kaufbrief. Besonders interessiert ist die Markgräfin allerdings an der Brauerei, gibt sie doch schon 1760 später das „Wohnhaus“ oder Heydenab’sche Haus leihweise ihrem Sohn Alexander, der darin das neue Falkenhaus einrichtet. Markgraf Alexander lässt nämlich das alte Falkenhaus in Triesdorf, heute Rotes Schloss, zu seinem „Wohnhaus“ umbauen.

Es handelte sich bei der ehemaligen Heydenab´schen Brauerei um einen größeren mittelständischen Betrieb. Zur damaligen Zeit durchaus vergleichbar mit der Klosterbrauerei Weihenstephan. Denn 120 bis 140 Mal wird zwischen Michaeli (29. September) und Georgi (23. April) Bier gebraut. Dabei kommen jeweils 26 bis 28 Eimer Bier zum Verkauf. Wenn man bedenkt, dass ein Eimer 64 Maß sind und eine Weidenbacher Maß 1,343 Liter, so verkaufte die Brauerei pro Jahr zwischen 2.681 und 3.369 Hektoliter. Der tatsächliche Ausstoß war natürlich höher, schloss dieser doch die Bierherstellung für den Hausgebrauch mit ein.

Als Brauereiverwalter setzt die Markgräfin, die mit ihrem Hofstaat in Unterschwaningen residiert, ihren „Amtsskribenten“ Christoph Ludwig Döbler ein und befördert ihn zum „Ökonomieinspektor“. Zehn Jahre später baut sich Döbler gegenüber der Brauerei ein eigenes Wohnhaus und richtete dort eine Gastwirtschaft ein. 1757 macht die Markgräfin – in den Unterlagen „Ihro königliche Hoheit unsere gnädigste Landesfürstin und Frau Friederica Louisa“ geannt – mit ihrer Hofdame Eleonora Augustine von Wasdorff einen „Spaziergang“ nach Weidenbach und inspiziert offenbar ihr „Gut Plein Desir“.

Ob die Weidenbacher Brauerei Vorbild war für eine Schlossbrauerei in Unterschwaningen? Jedenfalls schreibt Dr. Otto Veh in seinem Aufsatz „Zur Geschichte des Schlosses von Unterschwaningen“, dass die Markgräfin Friederike Louise in dem „offenbar teilweise ungenutzen Marstallgebäude“ (Stieber nennt diesen Gebäudekomplex 1761 „prächtige Oeconomie-Gebäude mit vielen Pavillions, worinnen auch der Amts-Hof anzutreffen“) 1758 eine Bierbrauerei einrichtete. Seit 1761 gehörte zum Betrieb in Unterschwaningen ein Bierkeller in Gunzenhausen. Also verkaufte die Schwaninger Schlossbräu auch Bier nach Gunzenhausen.

Am 4. Februar 1784 stirbt die Markgräfin in Unterschwaningen, wo sie „39 Jahre und ½ Jahr ... in christlicher Stille und Einsamkeit“ lebte. Erbe ist ihr Sohn, Markgraf Christian Friedrich Carl Alexander von Brandenburg-Ansbach und Bayreuth. Markgraf Alexander wird somit zum Eigentümer der privaten Brauerei seiner Mutter in Weidenbach. Die Liebe zum Bier und zur Brauerei hat Markgraf Alexander nicht geerbt. Zwar wird noch am 13. Oktober 1789 in dem „Auszug aus der Hochfürstlichen Schatullrechnung pro anno 1788“ Einahmen von 232 Gulden „auf das Wirts-, Bad- und Bräuhaus zu Weidenbach“ ausgewiesen. Doch in der „Rechnung über Einnahmen und Ausgaben an Geld bei der Schatulle seiner des regierenden Herrn Markgrafen zu Brandenburg-Ansbach und Bayreuth Höchfürstlichen Durchlaucht“ aus dem Jahr 1791 erscheint auf der Einnahmenseite die Position „an Umgeld und Steuern von dem ehemaligen herrschaftlichen Brauhaus in Weidenbach 155 Gulden“. Die Brauerei war offenbar schon verkauft.

Übrig waren im Jahr 1791 aus der „Schwaningen-schen Erbschaft“ noch der zur Brauerei gehörende Bierkeller in der Nähe des Leidendorfer Tors, heute Gastwirtschaft „Quasimodo“ in Triesdorf. In der „Liquidatio“ heisst es: 1 Felsenkeller im Herrschaftlichen Tiergarten zu Triesdorf im Bauwert von 1.863 Gulden.

Am 19. Mai 1791 ging Markgraf Alexander mit seiner Geliebten Lady Craven von Triesdorf fort und siedelte schließlich nach England über, wo er im Jahr 1806 starb. Im gleichen Jahr kam das bisherige Fürstentum Ansbach, das von 1791 bis 1806 zum Königreich Preußen gehörte, an das neu gegründete Königreich Bayern.

CARL-ALEXANDER MAVRIDIS


Literatur:

Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V. (Hg.), Triesdorf in Weidenbach, Gunzenhausen 2006

Dieter R. Werzinger, Die zollerischen Markgrafen von Ansbach, Neustadt/Aisch 1993

Otto Veh, Zur Geschichte des Schlosses von Unterschwaningen, in: 92. Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken, Ansbach 1984/1985

Gottfried Stieber, Historische und Topographische Nachricht von dem Fürstenthum Brandenburg-Onolzbach, Schwabach 1761 (Nachdruck Neustadt an der Aisch 1994)

 
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