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Der markgräfliche Landsitz Triesdorf

Triesdorf gilt heute allgemein als die ehemalige Sommerresidenz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Tatsächlich wird der Begriff „Sommerresidenz“ während der Markgrafenzeit selbst für Triesdorf nicht verwendet. So schreibt der Reiseschriftsteller Johann Georg Meusel im Jahr 1788: „Wenn ich Ihnen Triessdorf mit einem Wort beschreiben soll, so muss ich es einen englischen Landsitz oder Park nennen.“ Wann Triesdorf erstmals zu einer „Sommerresidenz“ erklärt wurde, ist bislang nicht bekannt.

Triesdorf wird erstmalig urkundlich erwähnt im Jahr 1282. Burkhard von Seckendorff-Hoheneck zu Triesdorf verleiht im Jahr 1469 das Gut Triesdorf an den Markgrafen Albrecht III. Achilles von Brandenburg als vererbbares Mannlehen. Bereits 1454 bauen die Seckendorffer eine Wasserburg. Am 18. September 1600 kauft dann der Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg schließlich Gut und Schloss Triesdorf für 31.000 Gulden und 100 Dukaten Leihkauf. Verkäufer ist hier Wolf Balthasar von Seckendorff, wobei sein Bruder Hans Joachim von Seckendorff zu Jochsberg dem Verkauf zustimmt. In der Folgezeit wird Triesdorf Jagdsitz der Ansbacher Markgrafen. Im Jahr 1682 beginnt der Bau des neuen Schlosses in Triesdorf, ein Lust- und Jagdschloss, dem heutigen Weißen Schloss.

Das Weiße Schloss - Ein Kupferstich
Das Weiße Schloss - Ein Kupferstich aus dem Buch "Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs; oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach" von Johann Bernhard Fischer aus dem Jahr 1787.

Der Begriff „Sommerresidenz“ ist ein Begriff des Absolutismus’ des 17. und 18. Jahrhunderts. Eine Sommerresidenz ist ein zentrales Jagdschloss in mitten eines Tiergartens, wobei der Tiergarten einerseits in ein sternförmiges Schneisensystem zur Parforcejagd eingeteilt ist und andererseits in einen formalen Garten (vgl Egloffstein 1991, Seite 203). Eine Sommerresidenz ist das Zentrum einer Herrschaft. Triesdorf allerdings war während der Markgrafenzeit niemals das Zentrum des Fürstentums Ansbach und kann somit nicht als Sommerresidenz im eigentlichen Sinn betrachtet werden.

Interessant ist in diesem Zusammenhang der große Triesdorfer Gartenplan von dem Ansbacher Hofarchitekten und Baudirektor Leopoldo Rettÿ aus dem Jahr 1734. Als groß muss es schon wegen seiner Ausmaße angesehen werden: 141 x 224 cm (vgl. Tiggesbäumker 1983, Seite 106). In diesem Gartenplan ist eine fast vollständige Neubebauung von Triesdorf vorgesehen mit einem Jagdstern im Norden und einer formalen Gartenanlage im Süden einschließlich eines Kanalsystems. Lediglich das von Rettÿ selbst für Markgraf Carl Wilhem Friedrich 1731 fertig gestellte Falkenhaus bzw. Rote Schloss wurde in die Neuplanung mit aufgenommen (neben der 1720 errichteten Ziegelei).

Die Bezeichnung der Karte: „Grund-Riss oder Project wie der Hochfüstliche Brandenburg-Onolsbachische Thiergartten zu Triesdorf könnte angelegt werden, und bestehet dasselbe nur en General zu melden“. Somit kann als sicher gelten, dass zumindest zu Beginn der Ära Rettÿ am Ansbacher Hof die Idee zur Errichtung einer Sommerresidenz in Triesdorf für den Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich existierte.

Zwar wurde Triesdorf nicht zur Sommerresidenz umgestaltet, es wurde jedoch ein neuer Aspekt verwirklicht: Die Erweiterung des Jagdschlosses zur Stadt. Im Triesdorfer Fall gelang dies durch die Einbeziehung der Nachbargemeinde Weidenbach als „Neue Auslage“ mit Kirche, Schule, Gastwirtschaft, Schloss und Brauerei sowie weiteren Bauten. Dabei wurde die herrschaftliche Fasanerie zwischen „Weidenbach und Espach“ an Triesdorf angeschlossen. Bereits 1715 ließ Markgraf Wilhelm Friedrich, der Vater von Carl Wilhelm Friedrich, die später dann unter dem Reformer und preußischen Minister Carl August Freiherr von Hardenberg zu einer Obstplantage umfunktioniert wurde.

Triesdorf ist für die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach ein Landsitz nach englischem Vorbild der klassischen Periode. Triesdorf kann als Ort des „politisch motivierten Rückzugs“ verstanden werden (Buttlar 1982, Seite 20). Dass das englische Thema ist Ansbach Eingang fand, hatte nicht zuletzt verwandtschaftliche Gründe. Die Tante von Markgraf Carl Wilhelm Friedrich war Königin Caroline von England, eine geborene Prinzessin von Brandenburg-Ansbach.

Während im Absolutismus die absolute Gewalt für das Land der Landesherr („Landesvater“) für sich selbst beanspruchte („Der Staat bin ich – L’état c’est moi“), so stellte die Aufklärung eine Demokratisierung der Gesellschaft dar, was den Rückzug des Fürsten beinhaltete. Nicht mehr der Landesvater sorgte sich um die Bewohner des Territoriums, sondern die Bewohner handelten nun eigenverantwortlich. Mit dieser Entwicklung ging einher eine bessere Ausbildung der breiten Bevölkerung. Deshalb wurden nun verstärkt Schulen für das Volk (Volksschulen) gegründet. In Weidenbach-Triesdorf baute Leopoldo Rettÿ im Jahr 1737 ein Schulhaus.

Zusammenfassung

Triesdorf entwickelte sich im 18. Jahrhundert aus einem Jagdsitz zu einem Landsitz der Aufklärung der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Erst später wurde Triesdorf zur „Sommerresidenz“ erklärt.

Carl-Alexander Mavridis

Literatur:

Heinz Braun, Sommerresidenz Triesdorf der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach 1600 – 1791, Kallmünz 1958

Andrian von Buttlar, Der englische Landsitz 1715 – 1760 – Symbol eines liberalen Weltentwurfs, Mittenwald 1982

Albrecht Graf von und zu Egloffstein, Jagd und Architektur, in: Die Jägerey im 18. Jahrhundert, Heidelberg 1991, S. 187 - 212

Günter Tiggesbäumker, Die Altkartenbestände der staatlichen Bibliothek Ansbach, Bamberg 1993

 
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