« zurück zur Übersicht

Der schöne Mardefeld, der besondere Günstling des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich Von Carl-Alexander Mavridis

Mardefeld WEIDENBACH-TRIESDORF - Carl Heinrich Ritter von Lang war ein „Freund und thäiger Beförderer der Geschichte“, ein Geschichtsfreund also. Als damaliger Landrat des Rezatkreises – heute heißt die Stelle Regierungspräsident von Mittelfranken - trieb er maßgeblich die Gründung des Historischen Vereins für Mittelfranken voran. Dieser Verein hat ihm als Dank dafür nach seinem Tod ein Denkmal gesetzt, indem er seinen Aufsatz „Ansbach Jubeljahre“ als Buch unter dem Titel „Geschichte des vorletzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach“ 1848 herausgab.

In seinem Aufsatz, der bis heute für Historiker der Ansbachischen Markgrafengeschichte eine wahre Fundgrube darstellt (so aktuell Arno Störkel für seine Biografie über die Markgräfin Friederike Louise, Stegaurach 2018), arbeitet sich Carl Heinrich Ritter von Lang regelrecht ab mit dem Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach, seinem Hof und seiner Residenzstadt Ansbach. Während die meisten Günstlinge des Markgrafen mehr oder minder vorgestellt werden, wird eine zentrale Figur des Ansbacher Hofs nur als „schöner Mardefeld“ bezeichnet und somit lächerlich gemacht. Das ist einigermaßen seltsam. Denn nicht nur er ereichte den Aufstieg in die Hofgesellschaft, sondern ihm gelang es, seine ganze Familie mit der Hofgesellschaft zu verheiraten und somit den dauerhaften Einstieg in die Ansbacher Gesellschaft zu sichern – und das mit einer mehr als abenteuerlichen Familiengeschichte. Heute noch wohnt ein Mardefeld in Dornberg bei Ansbach.

Carl Wilhelm Axel Freiherr von Mardefeld war Geheimer Rat, Obrist-Stallmeister der Fürstentümer ober= und unterhalb Gebirgs, Par-Force-Obrist-Jägermeister, dann Oberamtmann zu Windsbach, Kloster Heilsbronn und der incorporierten Ämter Merkendorf und Waizendorf und darüber hinhaus Ritter des erneuterten Hochfürstlichen Brandenburgischen Roten-Adler-Ordens Ritter. Er wurde geboren am 5.4.1728 in Kirchhain (Kreis Marburg-Biedenkopf) und starb am 8.4.1792 an langwieriger Krankheit. Bestattet wurde Axel von Mardefeld in einer Gruft des Ansbacher Stadtfriedhofs.

Im Alter von acht Jahren kam Carl Wilhelm Axel an den Ansbacher Hof. Sein Vater Carl Freiherr von Mardefeld kam mit 13 Jahren wiederum an den Hof des preußischen Königs Friedrich I. nach Berlin und starb am 11.10.1761 als Stadtkommandant von Marburg. Stammvater der Familie ist Conrad Maasberg, geboren 1610 in Stockholm als Sohn eines nach Schweden ausgewanderten deutschen Handwerkers. Maasberg kam im Dreißigjährigen Krieg 1630 mit dem schwedischen König Gustav Adolf als Ingenieur nach Deutschland. Am 20.1.1646 wurde er von der Königin Christiana „in den Adelsstand erhoben und sein Name in Mardefeld geändert“ (Adelsbuch des Königreichs Baiern, herausgegeben von Karl Heinrich Ritter von Lang, München 1815) und 1668 Vize-Gouverneur in Pommern, 1675 gar Feldmarschall. 1677 folgte die nächste Rangerhöhung: König Carl XI. von Schweden erhob ihn zum Freiherren..

Carl Wilhelm Axel von Mardefeld war verheiratet mit Dorothea Margaretha Schulz. Mit ihr zusammen hatte er fünf Kinder (Siglinde Buchner, Die Kinder des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich, in: Gunzenhausen – Fürstliche Residenz unter Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach [reg. 1729-1757], Gunzenhausen 2007) . Die älteste war Carolina Maria (1759-1784), die am 2.12.1783 Carl Christian von Falkenhausen heiratete. Gefolgt von ihrem Bruder Wilhelm Johann, geboren am 1.2.1761 in Triesdorf. Er wurde markgräflich ansbach-bayreuthischer Kämmerer und Landstallmeister, später dann preußischer Domänenstallmeister und schließlich erster Direktor des königlich-bayerischen Staatsguts zu Triesdorf, den heutigen Landwirtschaftlichen Lehranstalten. (Wilfried Ahrens/Friedrich Renner, Triesdorf in seinen Anfängen bis zum Jahr 1847, in: 150 Jahre Bildungszentrum Triesdorf, Triesdorf 1998).

Johann Wilhelm von Mardefeld ging 1777 ging mit den Ansbachischen Truppen nach Amerika. Ende 1778 wurde er von dort zurückgerufen. 1783 heiratete Wilhelm Johann die erste Hofdame Friederike Caroline Ernestine Freiin von Werneck in Triesdorf, wobei die Hochzeit in Anwesenheit des Markgrafen stattfand [1]. Sie starb am 13.12.1821, also kurz nach dem Tod ihres Ehemanns (30.10.1821). Zusammen hatte das Paar einen Sohn und zwei Töchter. Der Sohn war Alexander Christian Carl Wilhelm Axel, geboren 1787. Die ältere Tochter Caroline Wilhelmine, geboren am 14.9.1790, heiratete am 20.4.1819 den königlich-bairischen Maut- und Zoll-Oberbeamten zu Rothenburg, Constantin Müller. Sie verkaufte als „Wilhelmine Müller, geb. Gräfin von Mardefeld“ am 27.9.1822, also ein knappes Jahr nach dem Tod des Vaters ihr Weidenbacher Erbe, also das ehemals Heydenab`sche Haus samt der zum Wohnhaus umfunktionierten Scheune (die Hausnummern 61 und 62)[2]. Die jüngere Friederike Adelheid, geboren am 5.8.1796, blieb unverheiratet.

Sodann Maria Wilhelmine (*1764), die später den Kammerherrn und Gardelieutenant Wilhelm Heinrich von Gemmingen heiratete. 1784 wurde die Tochter Alexandra Friederica Wilhelmine von Gemmingen geboren. Gemmingen heiratete später Alexandrina Carolina Wilhelmina Freiin von Falkenhausen. Carl Wilhelm Axel Freiherr von Mardefeld hatte außerdem noch Carl Friedrich Ernst Alexander, geboren am 20.3.1767 in Ansbach und gestorben am 5.12.1810 sowie Johanna Christiane Charlotte, die Christian Ernst Voit von Salzburg heiratete, Sohn von Julius Gottlieb Voit von Salzburg, Kammerherr der Markgräfin Friederike Louise und ehemaliger Oberhofmeister der englischen Königin Caroline von Ansbach in London (Hans-Otto Keunecke, August Freiherr Voit von Salzburg, Erlangen 2009). Und darüber hinaus hatte Carl Wilhelm Axel Freiherr von Mardefeld einen außerehelichen Sohn: Carl Christian Mardefeld wurde am 24.3.1757 in Burk geboren.

Mardefelds Sohn Carl Friedrich Ernst Alexander, späterer königlich-bairisch pensionierter Rittmeister zu Ansbach, war verheiratet mit Charlotte Hassold. Zusammen hatten sie zwei Söhne und eine Tochter. Der ältere Sohn Axel Friedrich Wilhelm Ernst wurde geboren am 28.2.1788 in Ansbach und wurde königlich-bairischer Leutnant im 14. Linien Infanterieregiment. Der jüngere Sohn Friedrich Daniel Wilhelm wurde geboren am 23.3.1799 und heiratete am 3.7.1849 Maria Theresia Pedrazzi in Ansbach. Da sie katholisch war und er evangelisch, wurde in beiden Ansbacher Hauptkirchen St. Ludwig (katholisch) und der evangelischen Stadtkirche St. Johannis geheiratet [3]. Die Tochter Caroline Wilhelmine Barbara wurde geboren am 3.8.1791.

Jetzt ist auch klar, warum der Günstling des Markgrafen Alexander, Johann Wilhelm von Mardefeld, nicht mit diesem nach England auswanderte, sondern vom Markgrafen lediglich den Auftrag annahm, von Ostende aus die Pferde aus Triesdorf zu holen (Arno Störkel, Christian Friedrich Carl Alexander – Der letzte Markgraf von Ansbach-Bayreuth, Ansbach 1995). Denn der Vater des Günstlings und selbst Günstling beider Markgrafen - Vater Carls und Sohn Alexanders -, Carl Wilhelm Axel Freiherr von Mardefeld, war krank und die Ehefrau mit den Kindern – die Tochter war nicht mal ein Jahr alt – zuhause in Weidenbach-Triesdorf.

CARL-ALEXANDER MAVRIDIS

--------------------------------------------------------------------------------

[1] Emma Foertsch, Die markgräfliche Familie als Paten in Ansbach, in: Historischer Verein für Mittelfranken, 82. Jahrbuch, Ansbach 1964/1965, S. 109-183; S. 127

[2] Bayerisches Staatsarchiv Lichtenau, Grundbuch für Triesdorfer Straße 26, Weidenbach, Flur Nummern 146, 146/2 und 147 (ehemals Hauptstr. 61)

[3] Freundliche Mitteilung von Axel Mardefeld, Dornberg

--------------------------------------------------------------------------------

Hofmaler Johann Michael Schwabeda malte Axel von Mardefeld: Prächtig prangt der rote Adlerorden auf seiner Brust. Das Gemälde hängt heute im Markgrafenmuseum Ansbach. Foto von Jim Albright (Ansbach), freundlicherweise von Museumsleiter Dr. Wolfgang Reddig zur Verfügung gestellt.

nach oben

« zurück