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Ludwigsruhe


Schloss Ludwigsruhe auf der Luft. Deutlich ist hier die Anlage erkennbar: Im Zentrum steht das Wohnhaus, links und rechts davon die beiden dazugehörigen freistehenden Flügel. Anstatt einer Gartenmauer, wird der Schlosshof durch einen Zweckbau begrenzt. Leopoldo Rettÿ verstand es, das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden. Übrigens ein Motto aus der Aufklärung. Foto: Bernadette Schrödel

Schloss und Gut Ludwigsruhe bei Langenburg

Was nun Ludwigsruhe mit Triesdorf verbindet? Nun, es ist der Baumeister und Architekt Rettÿ. Leopoldo Rettÿ baute in Triesdorf etwa das Rote Schloss (nach den Plänen von Carl Friedrich von Zocha), das Reithaus (Reithalle), erweiterte das Weiße Schloss, errichtete in Weidenbach das Heydenab'sche Haus und renovierte die Friedhofskapelle. Vor allem geht auf das Konto von Rettÿ das Kirchenensemble mit markgräflicher Hofkirche in Weidenbach mit Schulhaus und Pfarrhaus. Dies alles im Auftrag von Markgraf Carl Wilhelm Friedrich, der in Triesdorf vor allem der Falkenjagd frönte. Leopoldo Rettÿ baute ab 1736 das Schloss Ludwigsruhe bei Langenburg.
1736 fertigte Leopoldo Rettÿ für den Grafen Christian Albrecht Ludwig zu Hohenlohe – Langenburg (1698 – 1765) Risse an für den Bau eines „Landhauses à la Mode“ (Klaus Merten), eines privaten Landsitzes der damaligen Zeit im Tiergarten Lindenbrunn. Im Jahr 1743 wurde der Bau abgeschlossen und am 11. August 1761 in Schloss Ludwigsruhe umbenannt. Sehr dekorativ ist der Fassadenschmuck: ein Allianzwappen der Häuser Hohenlohe-Langenburg und Nassau-Saarbrücken. Graf Ludwig war verheiratet mit Eleonore Gräfin von Nassau-Saarbrücken.
Ab 1731 war Rettÿ als Hofbaumeister für den Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach. Der Architekt, der am Schlossbau in Ludwigsburg seine umfassende Ausbildung erhielt, beendete innerhalb weniger Jahre den Ansbacher Schlossbau. Es ist also möglich, dass Graf Ludwig Rettÿ eigentlich nach Langenburg rief, um das dortige Schloss zu erneuern.
Graf Ludwig, der bereits 1715 die Regentschaft über Hohenlohe-Langenburg übernommen hatte, wollte schon um 1720 die Mittelfront seines Schlosses in Langenburg erneuern lassen. In dieser Zeit umfasste das zu „Langenburg gehörende Gebiet ein rundes Dutzend Dörfer mit etwa 3 500 Einwohnern“ (Gerhard Taddey).
Tatsächlich plante ab 1754 der Ansbacher Hofzimmermeister Friedrich Koch den Langenburger Umbau. Koch war in Ansbach Rettÿ unterstellt. Bereits 1737 war Koch nach Kirchberg gekommen, um den dortigen Gebäudebestand aufzunehmen. 1738 fertigte dann Leopoldo Rettÿ für den Grafen Carl August von Hohenlohe-Kirchberg die Um- und Neubau von Schloss Kirchberg. Vielleicht plante Rettÿ auch die bereits 1732 erbaute und 1929 ausgebrannte Schloss- und Stadtkirche in Kirchberg an der Jagst.
Schloss Ludwigsruhe ist heute im Privatbesitz. Die Eigentümerfamilie führt einen landwirtschaftlichen Betrieb. Schloss und Gut eben. Als Schloss bezeichnete man das adelige Wohnhaus, als Gut das landwirtschaftliche bzw. restliche Zubehör.


Carl-Alexander Mavridis


Literatur:

Walter-Gerd Fleck, Burgen und Schlösser in Nordwürttemberg, Frankfurt am Main 1979

Klaus Merten, Die Schlösser der Grafen und Fürsten von Hohenlohe im 18. Jahrhundert, in: Hofkunst in Hohenlohe, Harald Siebenmorgen (Hg.), Sigmaringen 1996, S. 23-38

Gerhard Taddey, Hofkunst in Hohenlohe – das historische Umfeld, in: Hofkunst in Hohenlohe, Harald Siebenmorgen (Hg.), Sigmaringen 1996, S. 19-22

Rolf Bidlingmaier, Die Brüder Riccardo, Paolo, Livio und Leopoldo Retti. Eine oberitalienische Künsterfamilie im Herzogtum Württemberg, in: Familien- und Wappenkunde in Württemberg und Baden e. V. (Hg.), Stuttgart 1997, S. 569-584

 
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