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Wald als Stammsitz der Familie von Falkenhausen 

Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach gründete mit seiner Geliebten Elisabeth Wünsch eine „Nebenfamilie“ (Arno Störkel 2009). Während die Ansbacher Markgrafenfamilie selbst im Mannesstamm längst erloschen ist, lebt sie in der Familie von Falkenhausen bis zum heutigen Tag fort. Als Stammsitz der Familie gilt heute Schloss Wald bei Gunzenhausen.

Die Stammeltern derer von Falkenhausen

Markgraf Carl Wilhelm Friedrich, der ‘Wilde Markgraf’ genannt, (* 12. Mai 1712, + 3. Aug. 1757 in Gunzenhausen), war in seiner arrangierten Ehe mit Friederike Louise, einer Schwester Friedrichs des Großen, unglücklich. Der begeisterte Falkenjäger verliebte sich in die Mühlknechtstochter Elisabeth Wünsch (* 5. Juni 1710), die in jener Zeit in der Hofapotheke in Ansbach (heute Maximilianstr. 31) arbeitete, wo sich die Höflinge ihre „Arzeneyen“ (bis 1735) kostenlos abholen konnten. Die Hofapotheke lag auf dem Weg nach Triesdorf. Der Hofmarschall Franz Bernhard von Seckendorff-Gutend (* 1689, + 1754) und der Kammerherr und Ritterrat des Kantons Altmühl Philipp Albrecht Ernst Schenk von Geyern (* 1697, + 1775), hatten den Markgrafen auf die junge Frau aufmerksam gemacht, die laut Memoiren der Erbprinzessin Wilhelmine von Bayreuth bereits im Herbst 1732 im Schloss lebte.

Markgraf Carl Wilhelm Friedrich hat seine Mätresse weder zur linken Hand noch morganatisch geheiratet, denn mit dieser Eheschließung hätte er sich der Bigamie schuldig gemacht. Doch er stattete Elisabeth Wünsch und ihre Kinder fürstlich aus. Nach der Geburt des 1. Kindes erhielt sie am 10. Nov. 1734 2.500 Gulden bar ausbezahlt. Die Einrichtung des Jagdschlösschens Georgenthal mit Möbeln, teuerem Porzellan, Kücheninventar und ihre persönliche Garderobe wurden ebenfalls aus der Staatskasse bezahlt. Monatlich erhielt sie aus der fürstlichen Kasse 500 Gulden, ein ähnliches Gehalt erhielt ein Minister, während ein Handwerker zwischen 200 und 500 Gulden im Jahr verdient hat.

Im Schlösschen Georgenthal bei Haundorf gebar sie ihm vier Kinder:

Friedrich Carl, * 20. Okt. 1734, + 13. Okt. 1796, begr. in Wald.
Wilhelmine Eleonora, * 28. Sept. 1743, + im September 1768, verh. ab 8. Jan. 1760 mit Friedrich Ludwig von Nostitz.
Louise Charlotte, * 27. April 1746, + 31. Jan. 1747 in Gunzenhausen.
Friedrich Ferdinand Ludwig, * 21. Nov. 1748, + 17. Mai 1811 in Ansbach, begr. in Wald.

Louise Charlotte wurde bereits als Säugling krank und verstarb mit 9 Monaten. Sie wurde auf Befehl des Markgrafen Carl am 3. Febr. 1747 wie eine Prinzessin in der Gunzenhäuser Stadtkirche bestattet.

Der markgräfliche Vater erwirkte für seine beiden Söhne Adelsbriefe in Wien mit dem Titel Freiherr von Falkenhausen, für seinen Erstgeborenen im Jahre 1747 und für seinen Zweitgeborenen 1754.


Markgraf Carl Wilhelm Friedrich wird Besitzer von Wald und Laufenbürg 1749

Die Familie von Zocha besaß seit 1624 das Schlösschen Wald und seit 1627 das Schlösschen Laufenbürg. Mit dem Tod des erbenlosen Ministers und Oberbaudirektors Carl Friedrich von Zocha fiel die kleine Herrschaft Wald 1749 an den Oberlehensherrn Carl Wilhelm Friedrich Markgraf von Brandenburg-Ansbach zurück. Das Schlösschen Laufenbürg fiel an die Grafen von Oettingen, zurück. Diese verkauften es um 60.000 fl. zur Schuldendeckung noch im gleichen Jahr an den Markgrafen.

Freiherren von Falkenhausen, Besitzer von Wald und Laufenbürg ab 1752

Am 20. Jan. 1752 überschrieb Markgraf Carl die Herrschaften Wald und Laufenbürg seinen Kindern zu rechten Mann- und Frauenlehen.

Am 25. Juni 1753 kaufte der Wilde Markgraf durch Mittelsmänner das Rittergut Trautskirchen um 90000 fl. rh. von der Familie von Seckendorff-Gutend und gab es seinen Söhnen Carl und Friedrich als Ausstattungsgut.

Außerdem befahl Markgraf Carl einem Gremium von Juristen, eine Teilung des gesamten Grundbesitzes seiner außerehelichen Kinder mit einem Wert von rund 311.000 Gulden aufzuteilen. Am 9. Juni 1754 wurde der Vertrag abgeschlossen: Carl Freiherr von Falkenhausen erhielt die beiden großen Schlösser in Thürnhofen bei Feuchtwangen (mit dem Ort Kaierberg) mit jährlichen Erträgen von 913 fl. und in Trautskirchen mit jährlichen Erträgen von 2.000 fl. und die Hälfte von Bibersfeld bei Schwäbisch Hall bei mit jährlichen Erträgen von 483 fl., sein Bruder Friedrich Ferdinand Ludwig erhielt die andere Hälfte von Bibersfeld und die Schlösschen in Wald mit jährlichen Erträgen von 1653 fl. und Laufenbürg mit jährlichen Erträgen von 1.153 fl., ihre Schwester Wilhelmine Eleonore erhielt 30.000 Gulden Heiratsgut.

Im Sommer 1757 wurden die Eltern der drei Falkenhausen-Kinder bedenklich krank. In seinen letzten Lebenstagen quälte sich Markgraf Carl, der an Bluthochdruck litt, mit „Stockfraisen“ (= ein durch Atemnot hervorgerufener, krampfhafter Husten). Am 3. August verstarb er in Gunzenhausen an „Stickfluß“ (= Ersticken wegen eines Lungenödems), schrieb Dekan Schülin.

Am 12. Okt. 1757 starb ihre Mutter Elisabeth mit 47 Jahren in Ansbach. Bestattet wurde sie in der Kirche zu Wald. Gelebt hatte sie allerdings nie in Wald, denn ihre Hinterlassenschaften wurden noch im Oktober in Ansbach und vom 14. Nov. bis 19. Nov. in Georgenthal aufgelistet. Ihre Wertsachen wie Schmuck, Kleidung und Bett- und Tischwäsche befanden sich bereits in der Ansbacher Mietswohnung, wo ebenfalls Möbel und Haushaltsgeräte aufgeführt wurden. An Bargeld waren die verschiedensten Münzen wie Carolins, Sonnenduplonen, französische und spanische Duplonen, Max d’ors, ungarische Goldstücke usw. im Wert von über 90.000 Gulden vorhanden. Der Wert ihres Schmucks in Gold und Silber und andere Pretiosen wie Ringe, Uhren, Tabatieren (= Schnupftabaksdosen), Etuis usw. betrug fast 25.000 Gulden. In Georgenthal waren noch Möbel, Haushaltsgeräte und Bilder mit verschiedenen Portraits vorhanden. Die Ansbacher Wohnung war gemietet. Erst 1760 kaufte sich Friedrich Carl Freiherr von Falkenhausen ein Stadthaus in der kl. Jägergasse, heute Bischof-Meiser-Str. Nr. 9. (Dieses Haus wurde in den 2000er Jahren von der Stadt Ansbach gekauft und ist seitdem als „Rettipalais“ bekannt.)

Der jüngere Sohn Friedrich Ferdinand Ludwig Freiherr von Falkenhausen war noch keine 9 Jahre alt, als seine Eltern verstarben. Er wuchs im Haushalt seines Bruders auf, der seit 10. Sept. 1755 mit Caroline, geb. von Beust, verheiratet war.

Von 1761 bis 1763 war er Hauptmann im Infanterie-Regiment. Danach war er bis 1784 Kammerjunker und von 1770 bis 1773 zusätzlich kaiserlicher Hauptmann. 1784 war er Kammerherr bei der Markgräfin. Am 29. März 1773 ehelichte er in Reusch, Pfarrei Weigenheim, die 19-jährige Sophie Dorothea Ebenauer, Tochter des Johann Jakob Ebenauer, markgräflicher Rittmeister a. D. Sophie Dorothea Freifrau von Falkenhausen gebar acht Kinder. Sie verstarb am 1. März 1790 in Wald.

Wald in preußischer Zeit

1792 wurden die Fürstentümer Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Bayreuth dem preußischen Königreich einverleibt. Der letzte kinderlose Markgraf Alexander hatte seine Herrschaftsgebiete, die nach seinem Tod sowieso an Preußen gefallen wären, an den preußischen König Friedrich Wilhelm II. (+ 16.11.1797) gegen eine angemessene Entschädigung von jährlich 300.000 Gulden abgetreten.

1796 mediatisierte die preußische Regierung unter Carl August Freiherr von Hardenberg die Rittergüter, die im preußischen Gebiet lagen. Ihre Besitzer mussten dem preußischen König den Treueeid leisten, wobei sie ihren Eid dem Kaiser in Wien brachen. Die bisher reichsunmittelbaren Herrschaften wurden der Oberhoheit der Rheinbundstaaten unterstellt. Am 11. Juni 1796 leistete auch Friedrich Ferdinand Ludwig Freiherr von Falkenhausen diesen Lehenseid und erhielt daraufhin das preußische schriftsässige Patrimonialgericht mit Polizeigerichtsbarkeit, wie nun die ‚niedere Gerichtsbarkeit’ genannt wurde, über die Herrschaft Wald. Die Rittersteuern aus den Rittergütern Wald und Laufenbürg, die bis dahin an den Ritterkanton Altmühl gezahlt worden waren, wurden nun als landschaftliche Steuern an die königlich-preußische Kriegs- und Domänenkammer eingesandt.

Wald in bayerischer Zeit

1806 wurde das Fürstentum Ansbach dem neu gegründeten Königreich Bayern einverleibt.

1808 erhielt Friedrich Ferdinand Ludwig Freiherr von Falkenhausen ein provisorisches bayerisches Patrimonialgericht, das aber ab 1809 bereits wegen Verschuldung unter Sequester (=Treuhänder der Zwangsverwaltung) stand. Im gleichen Jahr gründete die freiherrliche Familie von Falkenhausen ein Familienfideikommiss, um ihren Besitzstand geschlossen zu erhalten.

Friedrich Ferdinand Ludwig Freiherr von Falkenhausen verstarb am 17. Mai 1811 in Ansbach an Zehrfieber. Im Sterbeeintrag wurde er königlich-preußischer Kammerherr auf Wald und Laufenbürg genannt. Er hinterließ zwei Söhne, Julius (* 1777) und Wilhelm (* 1782), und zwei Töchter Luise Caroline (* 1780) und Henriette Friederike (* 1783).

Seit 1805 war Julius von Falkenhausen (+ 1841) mit Julie, Tochter des Grafen von Platen-Hallermund, (+ 1838) verheiratet. Das Ehepaar Julius und Julie von Falkenhausen hatte 7 Kinder, von denen die drei Mittleren vom Obermögersheimer Pfarrer getauft wurden, weil die Familie von 1808 bis mindestens 1812 im Schlösschen Laufenbürg gelebt hat.

Am 12. März 1813 ließ sich Julius Freiherr von Falkenhausen bei der bayerischen Freiherrenklasse immatrikulieren und erhielt 1813 das niedere Gericht zurück.

Gemäß den bayerischen Reformgesetzen wurden 1818 Gemeinden gebildet, und jeder Hausbesitzer wurde Gemeindemitglied. Diese mussten einen Gemeindebevollmächtigten wählen, der die Belange des Dorfes nach oben zu vertreten und das Gemeindegut (Hirtenhaus, Gemeindewald, usw.) zu verwalten hatte. Am 7. Juni 1820 erhielt Julius Freiherr von Falkenhausen auf Grund der bayerischen Behördenorganisation ein Patrimonialgericht I. Klasse unter dem Namen Wald-Laufenbürg. Doch ab 1827 wurde wiederum wegen finanzieller Schwierigkeiten das Gericht dem bayerischen Landgericht unterstellt und 1834 endgültig an den bayerischen Staat abgetreten.

Friedrich (* 1807, + 1880) und Eduard (* 1812, + 1867) Freiherren von Falkenhausen erbten von ihrem Vater Julius 1841 die Schlösser Wald und Laufenbürg, die dann in Gemeinschaftsbesitz der beiden von ihnen begründeten Familienlinien blieben.

Der Erste Weltkrieg forderte einen hohen Blutzoll. Richard, Wilhelm und Alexander Freiherren von Falkenhausen, Enkel des Eduard, fielen in Frankreich. Nur Wilhelm Freiherr von Falkenhausen hinterließ zwei Söhne.

Friedrich Walter Freiherr von Falkenhausen, ein Enkel des Friedrich, besaß die Hälfte des Familienbesitzes. Nachdem er durch einen Tauschvertrag mit den Mitgliedern des anderen Familienzweiges Alleinbesitzer von Laufenbürg geworden war, verkaufte er im März 1930 Laufenbürg mit 340 Tgw. landwirtschaftlicher Fläche und noch 7 Tgw. Wiesen zu Trommetsheim an die Bayerische Siedlungs- und Landbank in München.

Das Schlösschen in Wald befindet sich noch heute in Besitz derer von Falkenhausen.

Schloss Wald, Stammsitz der Familie von Falkenhausen.
Schloss Wald, Stammsitz der Familie von Falkenhausen.

Siglinde Buchner, Weißenburg in Bayern


Literatur mit Quellenangaben:

Geschichte(n) aus Wald und Streudorf, Gunzenhausen 2009, Herausgeber Heimatverein Wald-Streudorf.
Siglinde Buchner, Die Kinder des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich, in: Werner Mühlhäußer, Gunzenhausen, Fürstliche Residenz unter Markgraf Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach (reg. 1729-1757), Schrenk-Verlag Gunzenhausen 2007, S. 31 ff.
Siglinde Buchner, Der „Wilde Markgraf“ und seine Mätresse Elisabeth Wünsch, in: Alt-Gunzenhausen, Heft 62/2007, S. 7 ff.
Siglinde Buchner, Die Enkelkinder des Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach, in: Alt-Gunzenhausen, Heft 62/2007, S. 44 ff.
Siglinde Buchner, Stammt die Mätresse des “Wilden Markgrafen“ und Stamm-Mutter der Freiherrn v. Falkenhausen aus einer Exulanten-Familie? Zum 250. Todesjahr der Elisabeth Wünsch, in: Blätter für fränkische Familienkunde, Band 30 – 2007, S. 177 ff.

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