« zurück zur Übersicht

Das Bièvre-Grabmal von Ornbau

Der Ornbauer Friedhof wird beherrscht durch das imposante Grabmal des französischen Schriftstellers Georges François Maréchal Marquis de Bièvre (1747-1789). Georges François Maréchal Marquis de Bièvre, kurz Georges de Bièvre, war ein französischer Schöngeist und diente in der adligen Leibgarde des Königs. Bekannt machte er sich besonders durch seine witzigen, aber oft unanständigen Calembourgs (Kalauer). So läßt er etwa die Hauptperson in seinem Roman „Trautchen“ gleich zu Beginn sagen: „Ich bin rund wie ein gemästetes Hühnchen, bin dabei aber schlank und zierlich“. Auch schrieb der Dichter das schlüpfrige Lustspiel "Le séducteur" (Der Verführer), welches er am 4. November 1783 am Liebhabertheater im Schloss von Fontainebleau im Beisein des Königs Louis XVI. uraufführen ließ. Geboren wurde Bièvre am 13. November 1747 in Paris.
Gestorben ist der französischen Hofdichter am 24. Oktober 1789 in Triesdorf an den Pocken. Möglicherweise hatte sich Bièvre in London an der Krankheit angesteckt.

Das Bièvre-Grabmal von Ornbau

Bereits Anfang 1789 plante er eine Reise von Paris nach Italien, besonders nach Rom. Schon die französische Revolution vor Augen, floh er im Juli des Jahres nach England, durchquerte den Kontinent über Ostende und Spa sowie einige deutsche Staaten bis er endlich in die Markgrafschaft Ansbach an den Hof Markgraf Alexanders kam. Und Triesdorf war der Lieblingswohnort des Ansbacher Fürsten. Wahrscheinlich kannte der Schöngeist den Markgrafen aus gemeinsamen Tagen in Paris, wo der Fürst oft den Winter verbrachte. Georges de Bièvre erhielt nach seinem Tod von seinem Gastgeber Markgraf Alexander in Triesdorf eine feierliche Beisetzung und wurde, da die Markgrafschaft Ansbach protestantisch war, auf dem katholischen Friedhof im benachbarten Ornbau begraben. Denn Ornbau war Teil des katholischen Hochstifts Eichstätt.

Tatsächlich kam Georges François Maréchal Marquis de Bièvre nicht aus Zufall nach Triesdorf. Es kann angenommen werden, dass Bièvre von der bis heute berüchtigten Lady Craven ins Anspachische eingeladen worden war. Lady Craven gründete 1787 in Triesdorf nicht nur eine Gelehrte Gesellschaft, sondern auch ein Liebhabertheater. Etienne Asimont veröffentlichte - offenbar im Auftrag der englischen Lady - in zwei Bänden 1789 und 1791 die in Triesdorf in französischer Sprache aufgeführten Stücke unter dem Titel "Nouveau théâtre de société d'Anspac et de Triesdorf".

Den ersten Band davon übersetzte Johann Jacob Christian von Reck und veröffentlichte ihn 1790 in Schwabach als "Neues Gesellschafts-Theater zu Anspach und Triesdorf". Darin erscheint der Text für das Stück "Die Jagd Heinrich des Vierten", das nachweislich 1787 in Triesdorf unter freiem Himmel aufgeführt wurde. Triesdorf war bevorzugter Wohnort des Markgrafen Alexander. So heißt es in der "Malerischen Reise eines deutschen Künstlers nach Rom" von Norbert von Grund im Jahr 1789: "Der Hof hält sich beständig in Triesdorf, einem von Anspach drei Stund entlegenden Luftorte, auf."

Elizabeth Craven schreibt in ihrem im Jahr 1826 erschienenen Buch "Denkwürdigkeiten der Markgräfin von Anspach": "Monsieur de Bièvre, der berühmte französische Calembourist [Wortspielmacher], kam nach Triesdorf auf seiner Reise nach Italien. Ich hatte ihn früher nicht gekannt, und fand ihn sehr angenehm. Er starb zu Triesdorf an den Blattern, wovon er den Keim der Ansteckung aus London mitgenommen hatte. Ich erinnere mich an eines seiner Wortspiele, das er uns zum Besten gab. Bièvre hatte ein Stück geschrieben, das, wenn ich nicht irre, le Séductuer [Der Verführer] hieß; er wünschte sehr meine Schauspieler zu sehen. Nie werde ich den Schrecken der Gräfin von Ahlefeldt und einiger Andern vergessen, die bei dem Gedanken erbebten, vor diesem witzigen Manne zu spielen."

Derzeit wird dieses Theaterstück "Le Séducteur" für den Verein der Freunde Triesdorf übersetzt. Ziel ist es, aus diesem Urtext ein Stück zu formen, welches dann in Triesdorf inszeniert werden kann. Die Uraufführung dieser Komödie in fünf Akten fand statt am 4. November 1783 auf Schloss Fontainebleau im Beisein des französichen Königs Ludwig XVI. Da heute in Triesdorf nichts mehr an das ehemalige Lieberhabertheater erinnert, ist das Bièvre-Denkmal in Ornbau dafür das einzige Überbleibsel.

Wann nun das Monument der Freundschaft auf dem Gottesacker in Ornbau errichtet wurde, ist bislang nicht wissenschaftlich erforscht. Eugen Schöler geht in seinen Aufsatz „Emigranten der Französischen Revolution“ allerdings davon aus, dass die Auftraggeberin des Grabmals Anna Pas de Vasall war, die auch auf der Grabinschrift genannt wird. Bauherr soll demnach der ansbachischer Minister Carl Friedrich Reinhard Freiherr von Gemmingen-Guttenberg gewesen sein.

„Das Grabmal in Franken“ heißt ein Roman von Wilhelm Pültz aus dem Jahr 1980, der von Georges de Bièvre handelt und in Triesdorf spielt. Pültz übersetzte auch die Inschrift des Grabmals: „Weltvergessen ruht hier im sandigen Grunde ein Mann, der als Meister des feinen Wortspiels am Hofe des letzten französischen Königs eine bedeutende Stellung bekleidete. Wanderer, gedenke des Georges François de Bièvre! Hervorragend durch die Macht seines Geistes und die Würde und Milde seiner Sitten, Oberst eines Reiterregiments, Festungskommandeur und Ritter des Ordens vom hl. Ludwig, starb er, auf der Reise von Krankheit ergriffen, fern von seinem Vaterland, am 24. Oktober 1789. Dieses Denkmal schufen Schmerz und Freundschaft.“

Ansicht Ornbau
Foto: Ornbau war Oberamtsstadt des Hochstifts Eichstätt. Hier die mittelalterliche Ansicht über die
Altmühl mit Stadtpfarrkirche, Unterem Tor und Altmühlbrücke.

CARL-ALEXANDER MAVRIDIS

« zurück