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Geschichte der Stadt Feuchtwangen

Die Stadt Feuchtwangen an der Romantischen Straße geht in ihrem Ursprung auf ein Benediktinerkloster zurück, das urkundlich schon 818/19 als mittelbegütert genannt wird. Eine Brun­nensage erzählt, dass Kaiser Karl der Große (gestorben 814) das Kloster Feuchtwangen gestiftet habe. Der Ortsname bedeutet bei den „feuchten Auen“. An die Gründung des Klosters und an die sich darum rankende Geschichte erinnert das Taubenbrünnlein. Weitere Erwähnungen erfolgten 824 in einem Verbrüderungsbuch des Klosters Reichenau im Bodensee und im 10. Jahrhundert als Eigenkloster des Bischofs Ulrich von Augsburg. Die Zustände im hiesigen Kloster beleuchten 16 Briefe des gelehrten Mönches Froumund aus den Jahren 991-995.

Spätestens 1197 war Feuchtwangen ein Chorherrenstift. Die Kanoniker waren keine Mönche, sie lebten in eigenen Häusern, verrichteten aber gemeinsam ihre Chorgebete in der Stiftskirche. Neben dem Kloster gab es schon seit frühester Zeit eine dörfliche Niederlassung. Im Jahr 1241 erscheint dieser Ort erstmals als Reichsstadt; die Stadtgründung durch die Stauferkaiser kann jedoch schon auf die Zeit zwischen 1150 und 1178 angesetzt werden.

Schmuckstück des Feuchtwanger Marktplatzes ist der 1727 unter der Regierung von Markgraf Wilhelm Friedrich erbaute Röhrenbrunnen, der u. a. mit dem ansbachischen Wappen verziert ist.

Von da an gab es hier zwei selbständige Gemeinwesen, die königliche freie Reichsstadt südlich der Unteren Torstraße und der Postgasse und das Stift nördlich dieser Linie. Merkmale einer Stadt waren vor allem das Marktrecht und der Befestigungsring. Eine freie Reichsstadt war verpflichtet, dem König durch Huldigung, Heerfahrt und Heeresteuer zu dienen und ihn und seinen Hof zu beherbergen. Sie war nur dem König oder Kaiser untertan, der seine Rechte durch Beamte, an der Spitze der Reichsamtmann oder Reichsvogt, wahrnehmen ließ. Ein Landesherr war nicht zwischengeschaltet. Im Laufe der Zeit gelang es der Bürgerschaft, zu einer eigenen Vertretung dem königlichen Amtmann gegenüber zu kommen. An der Spitze dieses 1354 erstmals erwähnten Stadtrats stand der Bürgermeister, der zusammen mit dem Rat Feuchtwangen nach außen vertrat. Kein Bürger durfte seit 1360 vor ein anderes Gericht als das des eigenen Amtmannes geladen werden. Damit stand unsere Stadt ebenbürtig neben anderen Reichsstädten wie Nürnberg, Rothenburg, Ulm oder Dinkelsbühl, mit denen zusammen sie im Schwäbischen Städtebund versuchte, die gemeinsamen Interessen gegenüber den Fürsten durchzusetzen.

Mehrmals verpfändeten die Könige ihre Stadt, die durch die günstige Verkehrslage vermögend geworden war. Im Jahr 1376 übertrug der Bischof von Augsburg die Pflegschaft über das Stift an den hohenzollerschen Burggrafen Friedrich V. von Nürnberg, und einige Monate später verpfändete Kaiser Karl IV. die Reichsstadt Feuchtwangen an den gleichen Fürsten. Die Zeit der Reichsfreiheit war faktisch vorbei, da es Feuchtwangen nicht mehr gelang, sich freizukaufen. Fortan gehörten die bei­den Gemeinwesen zur Burggrafschaft Nürnberg, dem späteren Markgraftum Brandenburg-Ansbach.

In den Jahren um 1400 wurden beide Teile Feuchtwangens von einer gemeinsamen Mauer umgeben; das Verschmelzen zu einer Gemeinschaft war nur noch eine Frage der Zeit. Die markgräfliche Stadt, Sitz eines Oberamtes, nahm an Bedeutung zu. Vor allem im 15. und 16. Jahrhundert brachten die sieben Märkte und auch die Wallfahrt zum Heiligen Nagel Geld in die Stadt. Die Unruhen während des Bauernkrieges ermöglichten Versuche, die Reformation einzuführen, was 1533 in der ge­samten Markgrafschaft endgültig geschah. Im Jahr 1563 wurde das Stift eingezogen, seine Besitzungen fielen an den Staat. Bis zum Ende der markgräflichen Zeit wurde jedoch das Stiftsvermögen in der Stadt und den umliegenden Dörfern durch ein eigenes Amt verwaltet.

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) brachte auch für Feuchtwangen eine Zeit der Leiden, vor allem während der Plünderung von 1631 durch Tillysche Soldateska. Die Schweden und die Kaiserlichen nahmen 1632 und 1634 mit, was noch vorhanden war. Nach dem Krieg dauerte es Jahrzehnte, bis sich das geplagte Land wieder erholte. Feuchtwangen blieb während dieser Zeit des Absolutismus eine brandenburgisch-ansbachische Amtsstadt bis zum Jahr 1791, als der letzte kinderlose Markgraf Carl Alexander sein Land an Preußen abtrat. Unsere Stadt erlebte als Teil der norddeutschen Großmacht eine ruhige Zeit der Entwicklung, ohne etwas von der Französischen Revolution und den Napoleonischen Kriegen zu spüren, bis 1805 die Franzosen und 1806 das neue Königreich Bayern die Herrschaft ergriffen. Feuchtwangen wurde Sitz eines Landgerichts, aus dem Bezirks-(Landrats-)amt und Amtsgericht entstanden.

In der langen Friedenszeit des 19. Jahrhunderts veränderte sich das Stadtbild. Der untere Torturm und große Teile des Befestigungsrings wurden abgerissen. Der Wunsch Feuchtwangens, Station an der Hauptbahnlinie Nürnberg-Stuttgart zu werden, ging nicht in Erfüllung. Nur den Bau einer Nebenbahn erreichte man. Im 19. und 20. Jahrhundert bis zum 2. Weltkrieg stagnierte die äußere Entwicklung der Stadt, wogegen viele Gründungen von Vereinen, die heute noch bestehen, Zeugnis vom regen Leben der Bürger geben. Während der Herrschaft des Nationalsozialismus kam es auch hier zu Übergriffen gegen die letzten Mitglieder der alten Judengemeinde und zur Zerstörung der Synagoge. In den Weltkriegen 1914-1918 und 1939-1945 verloren viele Feuchtwanger als Soldaten ihr Leben. Die Stadt selbst war im Gegensatz zu einigen ihrer heutigen Ortsteile von Zerstörungen verschont geblieben.

Seit 1945 wurden in Feuchtwangen viele Heimatvertriebene aufgenommen. Dadurch nahm die Stadt einen großen Auf­schwung. Die Einwohnerzahl stieg von 2400 (1939) auf 6000 im Jahr 1970. Eine lebhafte Bautätigkeit setzte ein, die Stadtteile Ulrichsberg/Hummelbuck und Weiherlache entstanden. Feuchtwangen wurde Garnison der Bundeswehr. Arbeitsplätze erhielt die Stadt durch neue Betriebe und den Ausbau bestehender; ein eigenes großes Industriegebiet entstand. Leider verlor Feuchtwangen durch die Gebietsreform 1972 seine Funktion als Ämterstadt. Amtsgericht und Landratsamt wurden aufgelöst. Dagegen konnte sich die Stadt mit 10 Gemeinden ihres Umlandes zusammenschließen: Aichau mit Thürnhofen, Aichenzell, Banzenweiler, Breitenau, Dorfgütingen, Heilbronn, Krapfenau, Larrieden, Mosbach und Vorderbreitenthann bilden mit Feuchtwangen eine Einheit von ca. 12000 Einwohnern. Neue Schulen waren gebaut worden, außer den beiden Volksschulen eine Realschule und ein Gymnasium. Zwei weitere Wohnsiedlungen „Wannenbad“ und „Fürstenruh“ entstanden. 1997 wurde der Bundeswehrstandort aufgelöst. Zwei Jahre später öffnete auf dem ehemaligen Kasernengelände die Bayerische Bauakademie als Fortbildungseinrichtung des Bauhandwerks ihre Pforten. An der Autobahnausfahrt begann im Jahr 2000 die Bayerische Spielbank Feuchtwangen ihren Betrieb. Die Lage am Kreuzungspunkt der Autobahnen von Heilbronn nach Nürnberg und von Würzburg nach Ulm lässt auf einen weiteren Aufschwung unserer Stadt hoffen.

Landkreis Feuchtwangen

Einwohnerzahl am 31.12.1967: 36.199 Einwohner
Fläche: 453,21 km2
51 Gemeinden von Schnelldorf im Westen bis Großbreitenbronn im Osten

Als Feuchtwangen 1806 bayrisch wurde, wurde ein Landgericht (Gerichts- und Verwaltungsbehörde) Feuchtwangen begründet. Das gleiche Amt wurde auch in Herrieden geschaffen.

1862 wurden Verwaltung und Justiz getrennt: Aus den beiden Landgerichtsbezirken Feuchtwangen und Herrieden wurde ein Bezirksamt Feuchtwangen gebildet, das rein der Verwaltung diente. In Feuchtwangen und Herrieden gab es weiterhin je ein Landgericht. Die Landgerichte wurden 1879 in Amtsgerichte umbenannt.

Im Jahr 1938 wurde das Bezirksamt Feuchtwangen in Landkreis Feuchtwangen umbenannt.

Zu mir unbekannter Zeit Auflösung des Amtsgerichts Herrieden, das Amtsgericht Feuchtwangen ist für den gesamten Landkreis zuständig.

1972 Ende des Landkreises Feuchtwangen

Literaturhinweis:

Kurt von Ingersleben, Feuchtwangen und sein Landkreis – Ein kleiner Führer durch die Geschichte und die Kunst Feuchtwangens und seiner Umgebung, München 1971.

Ein Jahr vor seiner Auslösung leistete sich im Jahr 1971 der Landkreis Feuchtwangen, vertreten durch den Landrat Keim, einen liebenswürdigen kleinen Kunst- und Geschichtsführer. Liebevoll, ja fast zärtlich gibt darin der Verfasser Kurt von Ingersleben aus Schnelldorf, der Kreisheimatpfleger von Feuchtwangen, uns einen Einblick in den ehemaligen Landkreis Feuchtwangen, der 1972 aufgelöst und größtenteils dem Landkreis Ansbach zugeschlagen wurde. Allerdings nicht ganz. So kamen doch die Ortschaften Claffheim und Winterschneidbach (dort gab es ehedem einen eigenen Bahnhof) zur kreisfreien Stadt Ansbach.

In seiner Vorrede In eigener Sache heisst Ingersleben den Leser willkommen: „Lieber Besucher der ehemals Freien Reichsstand Feuchtwangen an der Romantischen Straße und ihres schönen Umlandes!“. Und tatsächlich: Neben Feuchtwangen, werden im dem Büchlein Wieseth, Herrieden, Bechhofen, Arberg, Ornbau, Aurach, Burgoberbach, Weidenbach-Triesdorf, Großenried, Dentlein am Forst, Breitenau und Oberampfrach-Schnelldorf näher vorgestellt. Aber natürlich finden auch besondere Sehenswürdigkeiten ihren Platz. So etwa Schloss Sommersdorf oder Burg Wahrberg. Ein schöner Spaziergang durch den ehemaligen Landkreis Feuchtwangen!

Dietrich Weiß, Betreuer des Stadtarchivs

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