« zurück zur Übersicht

Bad Alexandersbad - Der Gesundbrunnen des Markgrafen Alexander 

Bad Alexandersbad ist ein Moor- und Mineralheilbad im Fichtelgebirge und erhielt seinen Namen von dem letzten Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und Bayreuth, Markgraf Christian Friedrich Carl Alexander. Ausschlaggebend war die Entdeckung einer Heilquelle im Tal der Heuleite im Jahr 1734 durch den Sichersreuther Bauern Wolfgang Brodmerkel. Der Überlieferung nach konnte der Bauer sein schweres Gichtleiden durch eine Trinkkur mit den Vorschriften aus Karlsbad innerhalb eines Jahres kurieren. Diese wundersame Heilung sprach sich natürlich in der Gegend herum, und so kamen viele Leute an den Sichersreuther Brunnen, um ebenfalls Heilung zu finden.

Stich von Alexandersbad aus Fichterlgebirgsmuseum Wunsiedel
Stich von Alexandersbad aus dem Fichtelgebirgsmuseum Wunsiedel

1741 ließ der Wunsiedler Amtshauptmann Baron von Lindenfels die Quelle reinigen und mit einem "ausgehöhlten Stück Tannenbaum" fassen. Sechs Jahre gingen ins Land, ohne daß die Quelle weitere Beachtung fand. Erst Amtshauptmann von Schönfeld setzte sich im Jahre 1747 bei Markgraf Friedrich in Bayreuth für die Sichersreuther Quelle ein. Daraufhin beauftragte Markgraf Friedrich seinen Leibarzt Wagner mit einer Untersuchung der Quelle, der jedoch "wegen Krankheit und anderer Verrichtungen" lange an der Ausführung des Befehls verhindert war. 1751 und 1752 wurde der Brunnen gehörig umzäunt, ein verpflichteter Brunnenmeister angestellt und das alte Brunnenhaus auf herrschaftliche Rechnung erbaut. In dieser Zeit wurde das Brunnenwasser in Tonkrüge abgefüllt und versandt.

Richtig voran ging es mit dem "Sichersreuther Bronnen" erst unter Markgraf Alexander, der 1769 die Nachfolge des verstorbenen letzten Bayreuther Markgrafen antrat. Zwar wurde schon 1779 der Beschluss gefasst, ein großes Gebäude zur Unterbringung der Badegäste zu errichten und die Gegend durch Anpflanzung von Laubbäumen zu verschönern, doch erst 1781 wurde mit der Ausführung der Pläne begonnen. Markgraf Alexander beorderte seinen Bauinspektor Johann Gottlieb Riedel sowie den Hofgärtner Johann Georg Rosengart nach Sichersreuth, um die Baumaßnahmen zu koordinieren und zu überwachen. An der Quelle wurde die Lattenumzäunung entfernt und eine steinerne Einfassung hergestellt. Die Bayreuther Hofgärtnerei legte Parks, Alleen und Spazierwege an, so wurde die Allee vom Brunnen zu dem neuen Badehaus abgesteckt und mit je 29 Bäumen in vier Reihen angepflanzt. In den Jahren 1782 und 1783 ließ Markgraf Alexander unter der Bauleitung von Johann Gottlieb Riedel ein neues Badehaus für die immer zahlreicher werdenden Kurgäste errichten, das heutige "Markgräfliche Schloss". Inschrift am Badeschloss Das Badehaus war für damalige Verhältnisse sehr komfortabel gebaut und ausgestattet. Um ein gutes Raumklima zu erhalten, wurden die Steinmauern innen komplett mit Ziegelsteinen ausgemauert. An das Hauptgebäude, Corps de Logis, wurden links und rechts je ein Seitenflügel angebaut. Im Hauptgebäude befand sich u.a. ein "überaus schöner Saal, wo in der Folge die Curgäste zusammen treten, da essen, trinken, spielen und lustig seyn sollen; er ist so groß, daß er gemächlich siebenzig und mehr Personen fassen kann". In den Seitenflügeln waren etwa 20 Zimmer eingerichtet, dazu kamen noch Räume für Bedienstete.

Bei der Einweihung des Gebäudes wurde ein schwerwiegender Baumangel bemerkt, der die Gäste nach dem oppulenten Mahl "nach ländlicher Sitte über den Hof führte": es fand sich im gesamten Gebäude kein "stilles Örtchen". Kleinere Anbauten an den Seitenflügeln beseitigten später diesen Mangel. An der Ostseite des Gebäudes berichtet eine Marmortafel mit lateinischer Inschrift von der Entstehung des Badehauses, die übersetzt lautet:

"Zur allgemeinen Gesundheit
hat dieses Gebäude
auf seine Kosten
aufführen lassen
ALEXANDER
Markgraf von Brandenburg,
Herzog in Preußen,
Burggraf zu Nürnberg
P. P. 1783.
Du bewunderst freundlicher Leser dieses Haus,
Das dir in dieser Einsamkeit glänzet,
Hör' auf, dich zu verwundern,
ein wohltätiger Fürst hat es erbaut,
Der sich noch edlere Denkmale errichtete."


Inschrift am Badeschloss erinnert an Markgraf Alexander Foto: A. Rauh.

Vom Gesundbrunnen zum Bioenergie-Heilbad

In den folgenden Jahren entwickelte sich Alexandersbad zu einem Nachkurort für die nahen böhmischen Bäder, das Wasser des Sichersreuther Brunnens wurde bis zum königlichen Hof nach Berlin versandt, wo es "vorzüglich zum Verdünnen des Weines" benutzt wurde. Hohen Besuch erlebte der junge Kurort im Jahre 1805, als der preußische König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise für drei Wochen in Alexandersbad weilten. Während die Königin sich in Alexandersbad erholte, wurden die Geschicke Preußens aus dem kleinen Badeort in den Bayreuther Landen gelenkt, und viele hochrangige Persönlichkeiten waren während dieser Zeit im Ort anwesend.

1838 wurde in Alexandersbad durch den Kreisphysikus Dr. med. Georg Fikentscher die erste bayerische Kaltwasserheilanstalt gegründet, die das heutige "Alte Kurhaus" erbaute. In der Folgezeit wechselten die Besitzer der Kurbetriebe häufig, es gab Höhen und Tiefen im Kurbetrieb. Durch die Kriegswirren zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam der Kur- und Badebetrieb völlig zum Erliegen, die Kurhäuser und Gasthöfe des Ortes wurden als Kinderheime und Lazarett genutzt. Die politische Gemeinde Sichersreuth, zu der das Bad als Ortsteil gehörte, wurde 1937 nach dem bekannteren und inzwischen auch größeren Alexandersbad umbenannt.

Nach Kriegsende fanden die Schwestern des Deutschen Ordens 1946 in Alexandersbad einen neuen Wirkungskreis. Sie betreuten ein Versehrtenkrankenhaus im Alten Kurhaus, später wurde daraus ein Altenheim, im Schloss entstand durch die Innere Mission ein Umschulungshaus für Kriegsversehrte. In den 50iger Jahren erwarb der Deutsche Orden die gesamten Einrichtungen des Kur- und Badebetriebes in Alexandersbad. Durch die Errichtung der Evang.-Luth. Heimvolkshochschule, dem heutigen Evangelischen Bildungs- und Tagungszentrum, die 1958 eröffnet wurde, bekamen die Bestrebungen, Alexandersbad aus dem Dornröschenschlaf zu wecken, weiteren Auftrieb. Das Bildungszentrum veranstaltet dort die „Alexandersbader Gespräche“ zu gesellschaftlichen Themen. 2010 referierte dort Prof. Dr. Gesine Schwan zum Thema „Was hält die Gesellschaft zusammen?“.

Die politische Gemeinde investierte große Summen in eine neue Infrastruktur, und bereits 1968 wurde die Heilquelle staatlich anerkannt und Alexandersbad die Bezeichnung "Luftkurort" verliehen. Weitere wichtige Stationen auf dem Weg zum Heilbad waren die Erweiterung der Bettenkapazität durch zwei große Hotelneubauten sowie der Neubau eines modernen Kurmittelhauses im Jahre 1973. Die Anlagen um das Markgräfliche Schloss wurden neu gestaltet, und krönender Abschluß dieser Anstrengungen war die Verleihung der staatlichen Anerkennung als Heilbad durch das bayerische Innenministerium am 20. Dezember 1976. Die kommunale Selbständigkeit der Gemeinde konnte 1978 durch die Bildung einer Verwaltungsgemeinschaft mit den Orten Nagel und Tröstau erhalten werden, und seit 1979 ist dem amtlichen Gemeindenamen der Titel "Bad" vorangestellt. Weitere Großprojekte waren der Bau des Haus des Gastes sowie eines privaten Kongress- und Tagungszentrums. Mit der Sanierung des Alten Kurhauses in den Jahren 1992 bis 1994 konnte ein Stück Geschichte Bad Alexandersbads vor dem Verfall gerettet werden. Dort ist auch ein Porträt des Markgrafen Alexander zu sehen.

Detail des Alexander-Porträts aus dem Alten Kurhaus

Detail des Alexander-Porträts aus dem Alten Kurhaus

Heute schickt sich die Gemeinde an, sich vom Gesundbrunnen zum „Bioenergie-Heilbad Bad Alexandersbad“ zu entwickeln.

Axel Rauh

« zurück