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Zur Geschichte von Unterschwaningen

Frühgeschichte

Alle Orte, die zur Gemeinde gehören, sind altes Kulturland. Im gesamten Gemeindegebiet brachten Funde an den Tag, dass bereits 5600 vor Christus hier Menschen siedelten. Auch Kelten und Römer hinterließen deutliche Spuren in den Fluren der Gemeinde. So fand man südwestlich von Unterschwaningen ein römisches Holzkastell, das auf die Zeit um 90 nach Christus datiert wird. Der Limes zieht sich über 2 km durch die Gemarkung. Die Gründung des Ortes dürfte ins 5./6. Jahrhundert datieren.

Versuch einer rekonstruierten Limes-Mauer
Versuch einer rekonstruierten Limes-Mauer

Unterschwaningen bis zur Markgrafenzeit

Ausgrabungen im Bereich des Schlosses lassen den Schluss zu, dass bereits im 7./8. Jahrhundert eine erste Holzkirche in Unterschwaningen stand. Im Jahre 1053 wird „Sweiningen“ erstmals urkundlich erwähnt. Zwischen 1057 und 1075 wird die erste Steinkirche geweiht. Von einer Kirchenweihe wird aus dem Jahr 1388 berichtet. Diese Kirche wurde, nach dem sich die Markgräfin Friederike Louise immer mehr nach Unterschwaningen zurückzog, für den Hofstaat und die Bevölkerung zu klein und wurde im Jahr 1737 abgebrochen und durch einen Neubau des Architekten Leopoldo Retti ersetzt. Im Jahre 1163 wird erstmals ein Ortsadel bezeugt. Das Geschlecht der Herren von Swainingen stirbt in der Mitte des 15. Jahrhunderts aus. Danach sind verschiedene Rittergeschlechter die Besitzer. Im Jahre 1583 kommen Schloss und Gut in den Besitz der Ansbacher Markgrafen. Die Reformation wurde bereits 40 Jahre früher eingeführt. Markgraf Joachim Ernst überliess das Besitztum seinem wichtigsten Berater Johann Philipp Fuchs von Bimbach.

Von 1603 bis 1610 ließ Fuchs von Bimbach durch den markgräflichen Baumeister Berwart den Jüngeren einen trutzigen Dreiflügelbau in Form eines doppelten „T“ errichten. Fuchs von Bimbach starb, als Oberst in dänischen Diensten, im Jahre 1626 in Lutter am Barenberg einen tapferen Reitertod. Die markgräfliche Familie erwarb den Besitz nach einem Rechtsstreit mit den Erben von Fuchs von Bimbach unter hohen Kosten im Jahre 1630 zurück. Der Besitz wurde aber, im Gegensatz zu Triesdorf, vernachlässigt.

Kupferstich von Matthäus Merian aus dem Jahr 1648
Der alte Berwart-Bau nach einem Kupferstich von Matthäus Merian aus dem Jahr 1648

Die Blütezeit Unterschwaningens

Die Blütezeit des Ortes begann im Jahre 1712 und währte fast 90 Jahre. Am 12. Mai 1712 schenkte Markgräfin Christiane Charlotte einem Erbprinzen, dem späteren Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich, das Leben. Markgraf Wilhelm Friedrich übergab aus Freude über die Geburt des Erbprinzen seiner Gattin das Schlossgut Schwaningen auf Lebenszeit.

Die baufreudige Markgräfin, eine Tochter des Herzog-Administrators Friedrich Carl von Württemberg, fand zunächst keine Freude an dem heruntergekommenen Landsitz. Nach einiger Zeit begann sie aber mit einer eingehenden Renovierung. Sie liess zunächst ein Ökonomiegebäude mit fünf Innenhöfen errichten. Das „Alte Schloss“ (auch als Berwartbau bezeichnet) erhielt einen Kniestock und es wurden Mansarddächer aufgesetzt. Die dahinter liegenden niedrigen Gebäude wurden unter Hervorhebung der vier Eckpavillons aufgestockt und werden zum „Neuen Schloss“. Auf der Südseite werden Zimmer für Wohnzwecke eingerichtet. Es entsand ein Hofgarten und ein künstlicher KanaI. Baumeister sind die Gebrüder Johann Wilhelm und Carl Friedrich von Zocha.

Markgräfin Christiane Charlotte konnte sich leider nicht lange an ihrem Sommersitz erfreuen. Sie starb am 25. Dezember 1729. Ihr Gatte Markgraf Friedrich Wilhelm war bereits 1723 verstorben. Nach dem Tod der Markgräfin war das Schlossgebäude für kurze Zeit verwaist.

Kupferstich von Johann Gottfried Koeppel aus dem Jahr 1787
Die umgebaute Schlossanlage der Gebrüder von Zocha und Leopoldo Retti nach einem Kupferstich von Johann Gottfried Koeppel aus dem Jahr 1787

Markgräfin Friederike Louise als Schlossherrin von Schwaningen

Im Jahre 1733, nach Geburt eines Erbprinzen, schenkte Markgraf Carl Wilhelm Friedrich (kurz: CWF) seiner Gattin Friederike Louise, einer preußischen Königstochter und Schwester Friedrichs des Großen sowie der Markgräfin Wilhelmine aus Bayreuth, den Schlossbesitz Schwaningen mit allen dazugehörigen Gütern auf Lebenszeit.

Mit dieser Markgräfin ist die Geschichte von Unterschwaningen eng verbunden. Friederike Louise verbrachte über 40 Jahre ihres Lebens in Unterschwaningen. Anzumerken sei hier, dass die Ehe mit CWF nicht glücklich verlief. Friederike Louise war 15 und CWF 17 Jahre als die beiden verheiratet wurden. Die Ehe wurde aus politischen Gründen geschlossen. Zitat von Friederike Louise gegenüber ihrem Vater, nachdem sie zur Verehelichung gefragt wurde: „Der Wille Ihrer Majestät ist mein Wunsch und ich bin bereit zu folgen“. Die beiden Menschen waren charakterlich sehr unterschiedlich. CWF wird als rechthaberisch beschrieben, der keine Widersprüche zuließ und den absolutistischen Part, der Zeit entsprechend, voll für sich in Anspruch nahm. Friederike Louise soll den Überlieferungen zufolge sehr feinfühlig gewesen sein und war christlich erzogen, ihre Herkunft aber nicht unter den Scheffel stellte. Außerdem wurde sie von den Hofbeamten nicht geliebt. Es kam zu häufigen Streitigkeiten zwischen den Eheleuten. Als dann im Jahre 1737 der erstgeborene Sohn in Triedorf starb, schob man ihr die Schuld zu. Ab 1740 dürfte die Markgräfin ihren ständigen Wohnsitz in Unterschwaningen genommen haben.

Erlaubt seien an dieser Stelle einige Worte zum Hofleben in Unterschwaningen. Friederike Louise wurde von Staatsgeschäften ferngehalten. Große Veran- staltungen fanden im Unterschwaninger Schloss nicht statt. Die Fürstin lebte sehr zurückgezogen. Ihr Interesse galt englischer und französischer Literatur. Leidenschaftlich sammelte sie Bücher verschiedener Wissensgebiete mit Darstellungen zur Geschichte westlicher Staaten. Diese Literatur wurde sorgfältig gesammelt und archiviert. Die umfangreiche Bibliothek überstand die Wirren des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts und befindet sich heute in der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen. Friederike Louise liess den Schlossbau der Zeit entsprechend erneuern und die mittelalterliche Kirche durch einen repräsentativen Neubau ersetzen. Der große Lustgarten wurde mit einer Mauer umgeben, der am Schloss vorbei fließende Bach in einen fast tausend Meter langen Kanal geleitet.

Die Fürstin ging mit den ihr zur Verfügung stehenden Finanzmitteln sehr haushälterisch um. 1765 wurde sie gänzlich vom Finanzhaushalt des Ansbacher Hofes getrennt. Sie erhielt eine jährliche Abfindungssumme von etwa 10 000 Gulden aus der fürstlichen Kasse. Ausgenommen hiervon waren die Naturalleistungen. Zu diesem Budget kamen dann noch 8000 Gulden aus der Verpachtung und den Abgaben ihrer Untertanen. Trotzdem ließ sie im Jahre 1758 ein neues Schulhaus errichten. Der Bevölkerung von Unterschwaningen war sie eine gütige Schlossherrin. Die Fürstin verstirbt am 4. Februar 1784 und fand ihre letzte Ruhestätte in der Gruft der St. Gumbertus-Kirche in Ansbach.

Das Pfarrhaus

Pfarrhaus in Unterschwaningen
Das Pfarrhaus in Unterschwaningen

Das Pfarrhaus im Barockstil ließ Friederike Louise in den Jahren 1753/54 von Johann David Steingruber erbauen. Sehenswert ist das Eingangsportal mit dem Doppelwappen des Fürstenpaares mit der Inschrift „FL – CWF“. Diese Buchstaben stehen für „Friederike Louise“ und „Carl Wilhelm Friedrich“.

Das Ende des Schlosses Schwaningen

Markgräfin Friederike Caroline, die Schwiegertochter von Friederike Louise, wohnte bis zu ihrem Tod im Jahre 1791 Schwaningen. Mit diesem Ereignis und der Abdankung von Markgraf Alexander war das Schicksal der Schlossanlagen besiegelt. Französische adelige Emigranten bewohnten das Schloss zeitweilig. Die Bauten verfielen zusehends, da sie ohne Funktion waren. Im Jahre 1810 wurden die Schlossanlagen auf Abbruch verkauft. Im Bereich des Neuen Schlosses stehen nur noch die vier Eckpavillons. Die heute sehr ansprechend renovierten Gebäude und gepflegten Gärten sind im Privatbesitz. Das Ökonomiegebäude inkl. des Marstalls ist bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben und dient zum Teil Wohn– und Geschäftszwecken.
Die umfangreichen Ulmen- und Lindenalleen wurden abgeholzt, der Lustgarten zur landwirtschaftlichen Nutzfläche umgewandelt und ein Teil des Kanals aufgefüllt.

 
Die Ökonomiegebäude der Schlossanlage heute

Kanal mit Ökonomiegebäuden (oben links) und zwei der vier Eckpavillons des Neuen Schlosses (oben rechts)

Walter Oberhäußer, 91743 Unterschwaningen

Quellennachweis: Otto Veh,: Zur Geschichte des Schlosses Unterschwaningen, in: Historischer Verein für Mittelfranken, 92. Jahrbuch, Ansbach 11985, S. 143ff, Günther Schuhman, Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, Ansbach 1980

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